Editorial
Fundsachen

von Karl Mueller

03/10

trend
onlinezeitung

Zwischen zwei Ausgaben sammeln sich oft allerlei nützliche und weniger nützliche Informationen, häufig auch in gedruckter Form, an. Hier einige "schöne" Beispiele aus Themenbereichen, über die wir das eine oder andere Mal berichtet haben.

Fundsache 1)
Der FAU wurde durch Gerichtsbeschluss verboten sich "Gewerkschaft" zu nennen (siehe dazu div. Artikel in TREND 1-2010 und 2-2010). Am 22.2.2010 fand in Berlin eine "bundesweite" Demo dagegen statt. Sie sollte ursprünglich vom Berlinale Palast zum Babylon gehen. Doch dort fand mensch zum angebenen Zeitpunkt um 18 Uhr nur zwei FAUlerInnen mit einer kleinen FAU-Fahne, die es übernommen hatten, stellvertretend für die Polizei mitzuteilen, dass der beantragte Aufstellplatz vor dem Berlinale Palast verboten worden sei. So zogen denn die, die mit der FAU protestieren wollten, suchend in Richtung Leipziger Straße, wo sie im Dunkeln schließlich den FAU-Lauti fanden, der viel Musik mit heißen Rhythmen ertönen ließ. Gut 400 Menschen liefen nach 30 Minuten Wartezeite endlich los, zuvor vom Veranstalter mit Hand gefertigten Parolen-Zetteln versehen..

Dass die Berliner VERDI in gewisserweise Anteil an der juristischen Verfolgung der FAU hat, kam in den Parolen ebensowenig zum Tragen, wie die Tatsache, dass die VERDI-Zentrale in der Köpenicker Str.nicht zum Ausgangspunkt der Demo genommen wurde (stattdessen diese dämliche Berlinale).

Fundsache 2)
Bereits in der Dezember-Ausgabe 2010 erzeugte nämlich gezielt wahrheitswidrig die Berliner  VERDI in ihrer Verbandszeitung SPRACHROHR auf Seite 13 den Eindruck, dass es in dem Arbeitskonflikt bei Babylon nur sie und sonst keine andere Gewerkschaft gegeben habe.

Durch dieses Totschweigen der gewerkschaftlichen Aktivitäten der FAU gab VERDI diese nicht nur zum juristischen Abschuss für den Betreiber des mit Staatsknete vom "rot-roten" Senat geförderten Kinos frei, sondern ließ (im Gegenzug) ihren Dumping-Tarifvertrag noch vom Senat durch Erhöhung der "Fördermittel" finanzieren.

Fundsache 3)
Dass die Berliner VERDI einen kurzen Draht zu diesem Senat hat und angeblich Mitglieder-Demokratie bei ihr  großgeschrieben wird, demonstrierte sie Ende Februar. Mit der Post erhielten alle betroffenen VERDI-Mitglieder am 27.2.2010 einen Info-Brief, der sie über das Verhandlungsergebnis zwischen VERDI und dem 
"rot-roten" Senat für die im öffentlichen Dienst Beschäftigten informierte.

Ohne Mitgliederauftrag und jenseits sonst üblicher tarifrechtlicher Verhandlungsstrukturen hatte die Berliner VERDI in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar dieses Verhandlungsergebnis mit den SPD/Linkspartei-Regierungsfunktionären ermauschelt. Nun sollen die Mitglieder dieses Ergebnis im Nachhinein legitimieren.

Fundsache 4)
Obgleich diese KollegInnen Recht haben,

hegen wir doch erhebliche Zweifel ob des Zustandekommens von wenigstens nur einer (1) Streikaktion gegen dieses Mauschelergebnis. Die zeitgleichen skandalösen Ereignisse in der Metalltarifrunde haben freilich auch nicht zu entsprechenden oppositionellen Aktionen unter den MetallerInnen geführt. Siehe dazu: IG Metall - Ausverkauf auf neuer Stufe. Und selbst dort, wo es gelegentlich oppositionelle Betriebsratslisten wie z.B. bei Daimler Berlin-Marienfeld gibt, erscheint die Kritik an der undemokratischen Tarifpolitik der IGM-Führung verstummt.

Fundsache 5)
Die beiden in Berlin regierenden sozialdemokratischen Parteien hatten sich vorgenommen die Krise der Staatsschule durch eine Strukturreform in Griff zu kriegen. Vollmundig verbreiteten die Regierungskoalitionäre nun das Ergebnis:

Dass das dreigliederige Schulsystem durch das Austauschen des Behördenschilds am Eingang der Schulen aufgehört hat zu existieren, kann nur denen weißgemacht werden, die sich im Innern der Berliner Schule nicht auskennen. Tatsache ist, dass in der "Sekundarschule" weiterhin der Hauptschulabschluss vergeben wird und die betreffenden SchülerInnen durch entsprechende Verteilung in leistungshomogene Gruppen getrennt von den anderen zu diesem Abschluss geführt werden. Der vormals "einfache" und "erweiterte" Hauptschulabschluss heißt jetzt Berufsbildungsreife (BB) und erweiterte Berufsbildungsreife (eBB). Neben dem Weiterbestehen der Hauptschule in der Sekundarschule, sollte schließlich nicht die davon separierte Sonderschule als quasi selbständiger Schulzweig mit rund 12.000 SchülerInnen vergessen werden, die auch den Hauptschulabschluss vergibt.

Die im nächsten Schuljahr greifende Reform wurde von der Kapitalseite (IHK Berlin) verlangt, als vor einigen Jahren der Senat die Gemeinschaftsschule als Regelschule plante einzuführen. Aus Haupt- und Realschulen plus der damit aufgelösten Gesamtschule wird es in Berlin sozialdemokratisch pflichtgemäß dem Kapital dienend 121 Sekundarschulen geben. 95 Gymnasien bleiben bei dieser Reform außen vor. 16 Gemeinschaftsschulen werden zu Alibizwecken als reine Versuchsschulen geführt.

Selbstbestimmtes Lernen in der staatlichen Pflichtschule wäre ein prozessierender Widerspruch schlechthin und spielte daher in dieser Strukturreform auch keine Rolle.

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