Texte zu Klasse & Partei
Schlüsse aus der Niederlage — der VII. Weltkongreß

Parteitheorie in geschichtlicher Darstellung (Teil 5)

Diskussionsvorlage des ZK der KPD (1979) 

07/2016

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Der VII. Weltkongreß stellte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der kom­munistischen Parteien dar, er war nach Dimitroff „ein Kongreß der neuen taktischen Orientierung der Kommunistischen Internationale" (Dimitroff Bd.2, S.677).

Diesen Einschnitt erbrachte vor allem Dimitroffs Bericht. Gleichzeitig existier­ten jedoch noch andere Auffassungen nebenher, weil keine grundlegende Selbstkritik zu den Ergebnissen des VI. Weltkongresses geübt und weil die Wur­zeln der Fehler auch nicht in den Grundlagen und strategischen Vorstellungen gesucht wurden. So konnte auf dem VII. Weltkongreß die alte Strategie radika-lisierten Ökonomismus weiter vertreten werden (Losowski); die Beziehungen zwischen der Einheits- und Volksfront und der Rolle der kommunistischen Par­teien, zwischen der sowjetischen Partei und den anderen im Rahmen einer in­ternationalen Einheitsfrontstrategie wurden nicht in wirklich dialektischer Wei­se behandelt.

Bisher in der Rubrik Texte zu Klasse & Partei erschienen:

Die späteren linken Fehler (nicht entschlossen den Widerstands­krieg gegen Hitler ab 39 zu führen) wie auch die rechten (Aufgabe der selbstän­digen Position der KP und Unterordnung unter die Bourgeoisie im Wider­standskampf und danach) haben eine ihrer Wurzeln in diesen Fehlern des VII. Weltkongresses. Insgesamt war dieser Kongreß jedoch ein wichtiger Fortschritt, weil er angesichts des Siegs des Faschismus die Fragen der Arbeiterbewegung in neuer Weise aufwarf. Dimitroff analysierte Klassencharakter und -basis des Faschismus, die historische Verantwortung der sozialdemokratischen Führer für den Sieg des Faschismus und die Fehler der kommunistischen Parteien. Nach Dimitroffs Ausführungen war z.B. für Deutschland am schwerwiegendsten:

,,In unseren Reihen wurde die faschistische Gefahr in unzulässiger Weise unter­schätzt, was bis auf den heutigen Tag nicht überall liquidiert ist... In Deutsch­land haben unsere Genossen lange Zeit das verletzte Nationalgefühl und die Empörung der Massen gegen den Versailler Friedensvertrag nicht genügend be­rücksichtigt. Sie haben sich zu den Schwankungen der Bauernschaft und des Kleinbürgertums geringschätzig verhalten. Sie sind mit dem Programm der so­zialen und nationalen Befreiung zu spät hervorgetreten. Und auch in der Folge­zeit verstanden sie nicht, es den konkreten Bedürfnissen und dem Niveau der Massen entsprechend anzuwenden. " (Bd.2, S.542)

In der gesamten Politik der KI nach dem VI. Weltkongreß 1928 wurde von Di­mitroff richtigerweise die Ausbreitung des Sektierertums kritisiert, das ,,oft kei­ne bloße , Kinderkrankheit' mehr, wie Lenin schrieb, sondern ein tief eingewur­zeltes Laster" (S.613) war. Als Folge konstatierte er die „verhängnisvolle Isolie­rung der Arbeiterklasse selbst von ihren natürlichen Verbündeten im Kampf ge­gen die Bourgeoisie" (S.624), und er warf das Problem der Anwendung der Strategie auf besondere nationale Bedingungen, allerdings innerhalb des Be­zugsrahmens der Komintern auf:

„Man schabionisierte die Taktik und die Losungen für alle Länder, man be­rücksichtigte nicht die Besonderheiten der konkreten Situation in jedem einzel­nen Lande." (S.615)

Dimitroff schloß in seinen Ausführungen direkt an die strategisch-politischen Überlegungen in den Spätschriften Lenins sowie in „Zwei Taktiken...", dem Plan der russischen Revolution, an, bis in die Formulierungen hinein. So betonte Dimitroff, daß die „Parteien in den kapitalistischen Ländern als wirkliche politische Parteien der Arbeiterklasse auftreten und wirken, daß sie tatsächlich die Rolle eines politischen Faktors im Leben ihres Landes spielen, daß sie stets eine aktive bolschewistische Massenpolitik betreiben und sich nicht auf bloße Aufrufe zum Kampf um die Diktatur des Proletariats beschränken" (S. 623) sollen. Er sprach davon, daß es darum gehe, „die Gruppierung der Klassenkräfte in ihrer Entwicklung" (S.627) zu studieren und danach den Plan des Vorgehens festzulegen. Und in seinen Ausführungen über die Regierung der Einheitsfront erinnerte er an Lenins Hinweis, „unsere ganze Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, .Formen des Übergangs oder des Herankommens an die proletarische Revolution ausfindig zu machen'" (S.603) Damit wurde ein neuer Zugang zu dem Fortschritt Lenins in der Rolle der Partei und der Strate­gie unter den damaligen Bedingungen gefunden — die Aufgabe der Partei in der politischen Sphäre, als Führung, die sich auf gesamtnationalem Niveau be­währen und die Klassenkräfte in ihrer Strategie gruppieren muß, war wieder benannt, d.h. ein wesentliches Element des Leninismus war rekonstruiert wor­den. Und es wurde mit der Strategie der proletarischen Einheitsfront und Volks­front in der Situation des Kampfes gegen den Faschismus eine dialektische Be­ziehung zwischen der Arbeiterklasse und den anderen Schichten hergestellt und nicht die Arbeiterklasse den anderen Schichten entgegengestellt :

„Man kann ja nicht ernsthaft glauben, es sei möglich, eine antifaschistische Volksfront wirklich zu schaffen, ohne die Aktionseinheit der Arbeiterklasse selbst herzustellen, die die führende Kraft dieser Volksfront ist. Zugleich aber hängt wieder die weitere Entwicklung der proletarischen Einheitsfront in be­deutendem Maße von ihrer Umwandlung in eine Volksfront gegen den Faschis­mus ab. " (S. 634)

Die Strategie der Einheitsfront warf auch erneut die Frage der tiefgehenden po­litischen Spaltung der Arbeiterbewegung in kommunistische und sozialdemokratisch/sozialistische Parteien auf. Der VII. Weltkongreß sah die Einheit der Gewerkschaften und unter bestimmten Bedingungen die Einheit der Parteien als ein wesentliches Unterpfand einer antifaschistischen Einheits- und Volksfront. Hinsichtlich der Parteitheorie ging der VII. Weltkongreß aber nicht über den vorher von der KI gesteckten Rahmen hinaus. Er entwarf das Bild revolutionärer Massenparteien, die über den Kampf für Brot, Demokratie und Frieden sich aus den beiden großen Strömungen, der kommunistischen und der sozialistisch-sozialdemokratischen, vereinigen sollten. Das Aufwerfen dieser Frage war unbedingt positiv, zeigte es doch, daß gegenüber früheren Auffassun­gen die Klasse als ganze in Beziehung zur Partei oder den Parteien gesetzt wur­de, die sie repräsentierten. Waren die Aufgaben des Kampfes gegen Krieg und Faschismus der konkrete Hintergrund, so blieb die allgemein-theoretische Be­gründung innerhalb des unzureichenden Rahmens der KI-Theorie. Denn die Einheitspartei wurde hier dogmatisch aus der allgemeinen Einheit der Arbeiter­klasse gegen die Bougeoisie abgeleitet, ohne die Wurzeln der tiefen und andau­ernden politischen Spaltung theoretisch zu erklären. So wurde weder über die Wurzeln des Reformismus noch über das Verhältnis von Einheit und Spaltung der Klasse im Imperialismus theoretisch Neues und Weitertreibendes ausgesagt. Die Bedingungen eines Zusammenschlusses wurden von Dimitroff nur auf der politischen Ebene bestimmt: Unabhängigkeit von der Bourgeoisie, Aktionsein­heit der Massen, revolutionärer Sturz der bürgerlichen Klassendiktatur, Errich­tung der Diktatur des Proletariats in Form der Räte, keine Unterstützung der ei­genen Bourgeoisie im imperialistischen Krieg, Anerkennung des demokrati­schen Zentralismus durch sozialistische Parteien.

Die Anerkennung solcher Bedingungen durch sozialistische Parteien ist bei rela­tiver — ideologischer und Masseneinfluß — Stärke der kommunistischen Par­teien innerhalb eines revolutionären Prozesses denkbar. Da aber die Frage of­fenbleibt, ob die Wurzeln des Reformismus innerhalb der Arbeiterklasse auf dem Boden der kapitalistischen Produktionsweise durch eine organisatorische Vereinigung überwunden oder besser behandelt werden können, Dimitroff die­se Frage noch nicht mal aufwirft, bleibt die Vermutung, daß in seinen Vorstel­lungen die Hoffnung mitschwingt, über die organisatorische Vereinigung die materiellen Bedingungen der Spaltung der Klasse überwinden oder besser unter Kontrolle bringen zu können.

Die Linie des VII. Weltkongresses bot erstmals wieder einen Ansatzpunkt, wie der Kampf in den einzelnen Ländern und ein gemeinsames Vorgehen auf der internationalen Ebene verbunden werden können, ohne sich in internationali­stischen Solidaritätsaktionen (Hände weg von China) oder Verteidigung der Sowjetunion zu erschöpfen. Ercoli (Togliatti) warf zwar die Frage einer interna­tionalen Einheitsfront auf, aber hier wurden die wesentlichen Probleme nicht oder konkret falsch behandelt. Die durch den Sieg des Faschismus, die Existenz der Sowjetunion und die ganze internationale Kräftekonstellation hervorge­brachte Frage, ob eine Politik eines internationalen Zusammenschlusses gegen einen Hauptfeind oder eine imperialistische Koalition (die faschistische) richtig sein kann, ob ein gerechter nationaler Befreiungskrieg gegen faschistische Ag­gressoren oder Koalitionen mit imperialistischen Ländern gegen den Faschis­mus nur unter Einschluß der Sowjetunion möglich ist — diese Fragen wurden vom VII. Weltkongreß nur am Rande bezogen auf kleine Länder wie Belgien oder die Tschechoslowakei, aber nicht insgesamt behandelt. Das führte zur Koexistenz verschiedener Auffassungen. Zwischen 1936 und 1939 gingen die meisten kommunistischen Parteien in Europa davon aus, daß eine solche Strate­gie des nationalen Befreiungskampfes richtig war, weil sie die inneren Kampf­bedingungen richtig mit den internationalen verband und eine grundlegende Identität zwischen den Interessen der Sowjetunion und denen der Arbeiterklas­sen der europäischen Länder bedeutete.

Umgekehrt wurde der chinesischen Kommunistischen Partei nach dem japani­schen Überfall geraten, unter der alten Hauptlinie „ Verteidigt die Sowjetunion"'zu kämpfen, was gerade eine Verknüpfung des nationalen Kamp­fes mit der neudemokratischen Revolution verhindert hätte. Wie wenig Tief­gang diese ganze Diskussion hatte, zeigte sich aber erst 1939 bei Abschluß des Hitler-Stalin-Paktes. War für die Sowjetunion eine Atempause beabsichtigt, so rechtfertigte dies aber nicht das Umschwenken fast aller Parteien der KI, die nicht mehr schwerpunktmäßig auf die faschistischen Kriegstreiber ihren Kampf richteten, sondern jetzt von einem innerimperialistischen Raubkrieg wie 1914 sprachen, wobei zeitweise sogar England als Hauptkriegstreiber angesehen wur­de. Revolutionärer Defaitismus und „Dreht die Gewehre um" — dies stellte sich aber in einer Situation, wo die Hitlerfaschisten z.B. Frankreich okkupierten — als völlig unsinnige Strategie heraus. Es führte nur dazu, daß die bürgerlichen Kräfte die Führung des Kampfes zunächst an sich reißen konnten bzw. daß un­ter großen Schwierigkeiten und gegen die KI in Frankreich z.B. unter Führung von Tillon Kommunisten den nationalen Widerstandskampf aufnahmen. Das plötzliche Umschwenken 1939 zeigt aber auch, daß hier nur nach den Interes­sen der Sowjetunion entschieden und die Unabhängigkeit der kommunistischen Parteien mißachtet wurde. Dieses Jahr ist deshalb ein wesentlicher Einschnitt und auch ein Endpunkt in der Entwicklung der KI, denn dies war die Auflösung eines kollektiven Diskussionszusammenhangs, in dem die nationalen Faktoren gegenüber den Interessen der Sowjetunion und den internationalen Gemein­samkeiten eine Rolle spielten.

Der VII. Weltkongreß führte auch in Deutschland nach innerparteilichen Aus einandersetzungen zu der Entwicklung einer nationalen Strategie „zum Sturze der Hitler-Diktatur", „gegen den Krieg" Hitlers und für eine „demokratische Republik". In dieser demokratischen Republik sollten die „demokratischen Rechte" hergestellt, das „faschistische Trustkapital" enteignet, das „bäuerliche und mittelständische Eigentum" geschützt und eine „demokratische Bodenreform zugunsten der Bauern und Landarbeiter" durchgeführt werden. Außenpolitisch fordert die „Berner Konferenz" der KPD vom 30. Januar bis 1. Februar 1939 die „Einheit und Unabhängigkeit Deutschlands", eine Außenpolitik der „Völkerverständigung" und der „Erhaltung des Friedens". Und schließlich wird die demokratische Republik, eine „gründliche Demokratisie rung des Staatsapparats" propagiert. (Berner Konferenz, S.137ff) Zugleich heißt es für den weiterführenden Kampf um den Sozialismus äußerst vorsichtig: „Die Politik der Volksfront und die Schaffung einer neuen, demo­kratischen Republik bedeuten nicht den Verzicht der Arbeiterklasse auf den Kampf um den Sozialismus. In einem Volksfront deutschland werden die soziali­stischen und kommunistischen Arbeiter und ihre Organisationen die volle Frei­heit haben, die Mehrheit des Volkes für das sozialistische Ziel zu gewinnen. " (ebenda S.136)

Dieses Verhältnis von nächstem Ziel, dem Volksfrontdeutschland, zu dem wei­terführenden Kampf um den Sozialismus stellt aber sofort die Frage nach dem Verhältnis von Kommunistischer Partei in ihrer Einheit in und mit der Volks­front, aber auch zugleich ihrer Selbständigkeit, damit der Kampf um ein Volks­frontdeutschland so weitergeführt werden kann, daß günstige Bedingungen für den Kampf um den Sozialismus errungen werden können. Auf der Berner Konferenz wird so positiv ihre Propaganda für ein Volks­frontdeutschland, für den Sturz der Hitler-Diktatur und für ein Zusammenge­hen mit allen, die dieses unmittelbare Ziel unterstützen, auch ist — diese Frage aber gar nicht aufgeworfen. Die KPD tritt vor allem für die „Schaffung der Ein­heitspartei" ein, ohne die von Dimitroff auf dem VII. Weltkongreß dargelegten Bedingungen zu erwähnen. Die Berner Konferenz geht davon aus, daß die Kämpfe gegen den Faschismus „die immer größere politische Ubereinstim­mung in den entscheidenden Fragen entwickeln. Es werden die Voraussetzun­gen wachsen, um endgültig die Spaltung der deutschen Arbeiterklasse zu besei­tigen und die Sehnsucht der deutschen Arbeiter nach der Schaffung der einheit­lichen Partei der deutschen Arbeiterklasse zu erfüllen. " (ebd. S. 142) Ob aber in der Erkämpfung des Volksfrontdeutschland günstigere Bedingungen errungen werden können für den weiteren Kampf um den Sozialismus, wenn Kommuni­sten ihre Selbständigkeit behaupten, oder ob es günstiger ist, wenn diese Selb­ständigkeit innerhalb einer Einheitspartei in anderer Form erhalten bleibt, da­mit man in einer demokratischen Republik an der politischen Macht beteiligt wird, oder ob man überhaupt auf die Selbständigkeit der Kommunisten ver­zichten will, weil man eine Linkswendung innerhalb der Arbeiterklasse zu prognostizieren meint, wird nicht analysiert: Ob man in einem demokratischen Deutschland mit dem Reformismus als starker, weiter wirkender Strömung auf der Grundlage der kapitalistischen Widersprüche selbst rechnet oder nicht, wie man das Verhältnis dieser reformistischen Strömung zur Einheitspartei be­stimmt, bleibt ebenfalls im Dunkeln.

Das waren aber für leninistische Parteien in ähnlichen historischen Situationen Entscheidungsfragen gewesen. So bleibt zu untersuchen, ob die Berner Konfe­renz das Verhältnis von weiterführenden Zielen und Einheitsfront nicht ver­mengte, und ob sie damit die Rolle und die Bedeutung der Kommunistischen Partei in diesem „ununterbrochenen Prozeß" vom antifaschistischen Kampf zum Volksfrontdeutschland und weiterführend zum Kampf um den Sozialismus unterschätzte.

Auch wenn in der Parteitheorie alte Fehler mitgeschleppt worden sein sollten, bestand der große Fortschritt der KPD auf der Berner Konferenz gegenüber den Jahren 1928 bis 1934 darin, eine nationale Strategie des Kampfes um den Sozia­lismus in groben Zügen entworfen zu haben, der wirklich diesen Bedingungen entsprach, der Schritte des Kampfes angab und nicht das Verhältnis von Arbei­terklasse zur Partei, von Arbeiterklasse zu den Bündnisschichten mechanisierte. In Deutschland entwickelte die ,, Operative Inlandsleitung"der KPD eine Theo­rie der Übergangsperiode, der permanenten Revolution und der daraus resul­tierenden Betonung der Selbständigkeit der Kommunistischen Partei. 1943 hieß es in einem Dokument der Operativen Leitung: „Es wäre radikalisti-sche Kinderei, erwarten zu wollen, daß der Einfluß der Partei auf die Massen schon in den nächsten Wochen und Monaten in einem derartigen Umfange an­wachsen würde, daß Hitler unmittelbar von den Organen der proletarischen Diktatur abgelöst werden könnte... Die Partei muß darum in ihrer Politik eine Übergangsperiode einkalkulieren..." (RF Nr.18, 1975, S.ll) Dabei ging die Operative Leitung wechselnd von einer sehr kurzen Übergangs­periode bzw. von einem Zusammenfall der Niederringung des Hitlerfaschismus mit der Abschaffung des Kapitalismus überhaupt aus, bis sie ihre Erklärung ,, Wir Kommunisten und das Nationalkomitee ,Freies Deutschland"herausgab. Dort hieß es (unter Verwendung eines anderen Etappen-Begriffs als Lenins, mehr in dem Sinn der Periode):

Der Weg zum Sozialismus führt über die permanente Revolution! Drei Etappen muß die deutsche Arbeiterklasse durchlaufen, um ihr Hauptziel zu erreichen.

Die erste Etappe, das ist die gegenwärtige Periode unserer Bündnispolitik mit allen Hitler-Gegnern. Das strategische Ziel: Sturz Hitlers! Schnellste Beendi­gung des Krieges! Schaffung eines freien, unabhängigen, demokratischen Deutschlands!

Die zweite Etappe, das ist die Periode, die mit dem Sieg der antifaschistischen Revolution des deutschen Volkes über den Faschismus und den räuberischen Imperialismus beginnt. Im freien, unabhängigen, demokratischen Deutschland ist die Hauptaufgabe und das strategische Ziel: Steigerung des Kampfes, Mobi­lisierung der Arbeiterklasse für das sozialistische Aktionsprogramm... Die Er­richtung der proletarischen Diktatur.

Die dritte Etappe, das ist die Periode der Diktatur des Proletariats... "(in: DZG, VIII. Jg. S.644ff)

Für die erste Periode sei jedes Bündnis, das „uns dem Sturz der faschistischen Diktatur einen Schritt näher bringt", notwendig. Gerade aus diesem Verhältnis von antifaschistischem Kampf und permanenter Revolution zur Diktatur des Proletariats werden Organe des Proletariats im Sinne von Klassenorganen (Rä­ten) ebenso angestrebt wie die Selbständigkeit der Kommunistischen Partei: „Das Sehnen und Drängen der Arbeiterklasse nach einer einheitlichen Partei und einer einheitlichen Führung darf uns nicht veranlassen, auf eine eigene Partei zu verzichten, die nach den Gesetzen der revolutionären Disziplin und des demokratischen Zentralismus ausgerichtet ist. Einheit auf Kosten der klaren Er­kenntnis vom Ziel unseres Kampfes und des Weges fördert nicht den Sieg, son­dern hindert ihn. Ohne selbständige kommunistische Partei und ihre straffe Disziplin kann das deutsche Proletariat nicht siegen. " (RF ebenda) Obwohl diese Vorstellungen angesichts der objektiven Situation und der faschi­stischen Unterdrückung nicht zum Tragen kamen, obwohl entgegen den Vor­stellungen der Operativen Leitung der Hitlerfaschismus nicht durch die eigene Kraft des deutschen Volkes, sondern durch Militär im Krieg von außen niedergerungen wurde, bleiben diese Ausführungen der Operativen Leitung doch ein wichtiges Dokument der eigenständigen Entwicklung einer strategischen Politik des antifaschistischen Kampfes im Sinne der permanenten Revolution bis hin zur Diktatur des Proletariats, in dem die Selbständigkeit der Kommunistischen Partei ebenso konstitutive Bedeutung für das Weüertreiben " der Kämpfe bis hin zum Sozialismus besitzt wie die Einheitsfront- und Bündnispolitik.

Editorische Hinweise

Der Text wurde entnommen aus:  Parteitheorie in geschichtlicher Darstellung, in: Theorie und Praxis 2/1979, Köln 1979, S. 34 - 40