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GELSENKIRCHEN, im April 1999

Aspekte der endzeitlichen Krisenphilosophie
Naht das Millenium? Teil IV

WELTUNTERGANGSTHEORIEN DES APOKALYPTISCHEN FILMS

A: VON STAR TREK BIS INDEPENDENCE DAY

von DIETMAR KESTEN

04/99
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Alles kommt wieder, alles geschieht noch einmal, alles durchleben wir noch einmal; der Augenblick des Schreckens, das Ringen mit dem Tod; die Geister der Verstorbenen sind auf einmal wieder sichtbar; das Grauen setzt sich zu Tisch, Götter sterben, Aliens verfolgen uns, Zombies reißen uns in die Tiefe: Die Mysterien nehmen kein Ende. Im apokalyptischen Film der 90er Jahre besetzen Außerirdische unseren Heimatplaneten und planen die Übernahme. Nur das Schicksal bleibt übrig, die blutige Schrift der Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch die Handlungsstränge zieht. Und alles bleibt dabei seltsam, in ein grelles, blendend mystisches Licht gehüllt, von einer derartigen Intention, die nur in der Phantasie sichtbar wird. Aber: Die einfachsten Zeichen des Kinos sind Bilder, die haften bleiben, die Lichtbeugung über dem Meer und die Wandlungen eines Buddha-Bildnisses.

Die Endzeit im Kino ist die Ausweglosigkeit, der totale Krieg gegen alles und für alles; in ihm gibt es nur eine Waffe, die todbringende, der Blick in die Freude am Untergang. Vorweggenommen gilt für ihn WE CAME IN PEACE, (1) obwohl das Böse kreiert wird. Jede Geste der Barmherzigkeit mutiert im Augenblick zu einem Weltspektakel: Die Zuckungen einer Schiffsplanke entpuppen sich als monströse Gestalten, die mir nichts, dir nichts aus dem Nebel aufsteigen und erbarmungslos zuschlagen, (2) ihr 'Werk' vollenden, das in Wirklichkeit der Menschen Werk ist. Er kolportiert nur die Prophezeihungen in raffinierter und geschickter Weise, die Katalepsie nach sich ziehend, und mit einer derartigen Inbrunst, daß

sein Mystizismus schon Pathologie der Gedächtniskunst ist. Mit gnadenloser Gewalt hämmert er sein Stakkato in uns ein; Kino- Alpträume in Dolby, Dolby-Stereo, den ganzen Raum ausfüllend, die Katakomben; die Arenen der Spätantike sind nur Spielbälle der Natur. Köpfe rollen, Leiber zerbersten, Eingeweide verbrennen: Das Schrecken muß so schrecklich sein, daß wir uns nie davon erholen mögen; mal mitleidig, dann wieder haßerfüllt, mit triefenden Augen und zerrissenen Herzen. Der apokalyptische Film hat den Krieg der Menschen gut verstanden, er hat ihn individualisiert, ihn in uns gesetzt, die 'Ganzheit' angesprochen, den Körper zerstört und den Geist eingenommen; er hat die Doppelnatur genau erkannt, ein Fanal gesetzt. Aus dem surrealistischen Urvieh wurden Horror-Visionen, der Mythos, die Science-Fiction Aggressionen.

Hingerissen von den bombastischen Bildern reißen sich unsere Augen von den 'Helden', die uns alle verteidigen, wen der Staat der Moderne in Gefahr ist, nicht mehr los.

Dafür nehmen wir gerne zerstörte Städte, verwüstetes Land, zerborstene Wolkenkratzer, riesige Flutwellen in Kauf, die ¾ des Planeten auslöschen, die Vegetation beseitigen, keinen Raum mehr für irgendwelche Sozialstrukturen lassen. Im endzeitlichen Film gibt es vielleicht drei Charaktere, drei Überlebende, die beispielhaft das Eisen aus dem Feuer holen sollen: Ein starker Mann, eine gebärfähige junge Frau, ein weiser alter Übervater, der weiß, wo es lang geht. Sie sind es, die über die weiteren Wege der dezimierten Menschheit oder anderer Arten entscheiden, die Nomaden des Unterbaus, stets auf dem Sprung die Außerirdischen zu kontaktieren, das Material zu identifizieren, Gräber zu öffnen, das ewige Lied von der Völkerverstän- digung und der Einheit aller Galaxien zu singen. Oftmals hat er die Entscheidungsschlachten auf diesem Planeten besser verarbeitet als wir. Und im Kino sind die Naturmomente der Menschen in einen lebensgefährlichen Sinnzusammenhang gestellt. Das sind keine befreienden Reflexionen, auch keine Sozialisation der Individuen, sondern Konfrontation der verschiedenen Sinnsysteme, Abwehrsyndrome und blauäugiger Staatlichkeitsnationalismus.

Symbolisch betrachtet tritt in ihm die gesellschaftliche Vermittlung zwischen Politik und Ökononomie hervor. Den Naturkatastrophen auf diesem Planeten folgt demonstrativ die Schau ins Wunderland, daß nicht ohne Gegenleistung zu haben ist. Der alltäglichen, uns um- gebenden menschenfeindlichen Politik, tritt der charismatische Herrscher, der Wüterich der Raumflotte, der die Sonderkommission einer Kulturstaatlichkeit entgegen. Das Genre hat die pathologische Schwäche der Psyche in das entfernte Sterben projeziert, es schildert den langen Tod präzise und brutal. Weil seine Fiktionen die Realität ist, greift es auf die rührenden Geschehnisse am Rande zurück, die uns die Träne ins Auge treibt, wie etwa in den berühmten, aber albernen STAR-TREK Serien, (3) wenn Captain PICARD sich verwundet gegenüber den Außerirdischen als rührend erweist, aber jedes noch so kleine Vergehen mit dem Tod bestrafen will; oder wie in MIMIC, (4) wo die Wissenschaftlerin SUSAN die Welt vor genmanipulierten Kakerlaken ein zweites Mal retten muß. Weil er den Schock des 'Diesseits' bestens abbildet, kann er meisterhaft jene fiktive Realität, die Anfang und Ende der Geschichte ist, in Spiel bringen.

Hatte STANLEY KUBRICKs Meisterwerk SHINING (5) noch mit der tumben Seele gespielt, so fährt der apokalyptische Feuerrreiter diese auf dem biblischen Feuerwagen unaufhaltsam ins Verderben, wobei die Abgeschlosssenheit des Wahnsinns in Form von Killerinsekten, (6) als Killervirus, (7) oder tödlichen Quallen (8) schon Struktur hat, weil die Kampfansage gegen die Angstphantasien sich mit der Kultur des säkularisierten Abendlandes gut in Verbindung bringen läßt, indem die Religionen sich gegenseitig damit übertreffen, die Menschheit in die Untiefen der Apokalypse zu schicken. (9) Die Moderne hat sich selbst mit allen Gegensätzen, die das Leben parat hält, in Szene gesetzt, und sie ist jetzt dabei, sich weniger mit der Ironie und Sentimentalitäten, sondern mit Zynismus, der Obsession, der Urkraft des Urschrecks, zu beschäftigen. Die Hysteriker sehen gerade im Endzeitfilm ungeschminkt die Hölle der Welt, die von Wahrsagern aus dem Kaffesatz gelesen, (der Jupiter steht im 9. Haus) zur schwächsten Stunde der Menschheit wird, wo nur die Starken überleben, wie es uns DEEP IMPACT (10) zeigen soll. Das ist so viel vom Wahn, daß die sonderbaren Ereignisse, die laufend transparent sind, gar nicht mehr wahrgenommen werden, von allein ertrinken, weil Kino perfekte Inszenierung der zur Alltäglichkeit vorgedrungenen Analogien und Metaphern ist: Ein fataler Totalitarismus, der immer irgendwo Halluzinoge ist.

Jeder Film beginnt mit bekannten Schauplätzen, die sich urplötzlich verwandeln.

Man denke etwa an WILD AT HEARD. (11) Obwohl kein endzeitlicher Film, ist gerade er manische Endzeitstimmung: Die Stunde des Abfackelns droht, Feuer als Urelement, Panta rhei, frei nach HERAKLIT. Der Ursprung aller Dinge; der Ausgangspunkt ist gleichzeitig der Endpunkt: Feuer verschlingt, Wasser läßt ertrinken, Luft wird zum Orkan, Vulkane werden zu speienden Killern. Am Ende des Spektrums erstickt die verzweifelte Seele in der Katharsis, ohne Hoffnung auf Rettung; der Gegenwartsmythos schlechhin; entfernteste Ereignisse als Legenden in der Sub-Erfahrung der Gestaltpsychologen, Jungianer, existentieller Psychologen, Zen-Buddhisten, magische Astrologie, Gläubige und Meskalin-Anbeter. Wer den apokalyptischen Horror nicht gesehen hat, weiß nicht, was auf uns zukommt. Gerade deshalb tritt er mit raffiniert ausgedachten und ausgestatteten Intrigen an, fast schon so wie bei INDIANA JONES III; (12) die Schergen treiben die 'Guten' auf den Abgrund zu, aus der Dunkelheit funkeln geheimnisvolle Augen, die im Rausch getötet haben, dann auf einmal streicht eine Ahnung des Überlebens aus der grenzenlosen Weite auf; pathetisch oder grotesk, manchmal auch selbstverliebt; nur die Ausgelöschten wissen, was es heißt, zu überleben; denn sie sind wie in TERMINATOR (13) unsterblich, oder wie in GATTACA (14) auf einer kommenden Reise, wo die 'Offenbarung des Johannes' (15) fast wörtlich verstanden wird.

In ROLAND EMMERICHs INDEPENDENCE DAY (16) beginnt die Invasion der Außerirdischen mit einem riesigen Raumschiff, die amerikanische Standarte, von den ersten menschlichen Besuchern neben anderem Unrat auf dem Mond hinterlassen, ruft die Erinnerung wach, daß jetzt mit den Todesdrohungen ernst gemacht wird (eine Metapher aurf den Vietnam- oder Golfkrieg?): Eine schwarze Urmasse schiebt sich langsam und sicher über den Mond hinweg auf die Erde zu. Die Außerirdischen halten Einzug, während unten auf der Erde alles seinen gewohnten Gang nimmt. Der Film ist so geschichtslos wie nur etwas sein kann. Der Schrecken, den er verbreiten will, wirkt unwirklich, die Töne, die ihn begleiten, tragen infernale Züge: Sein Kennzeichnen der Hoffnung ist, daß niemand sie lange gewährt. Und die Krise auf der Erde wird zu einem schlimmen Fluch, wenn der große historische Bilderbogen das Empire State Building zerplatzen läßt. EMMERICH wollte einen hochprofessionellen Film drehen, wie so oft, wenn er vorgab, den Durchbruch errreichen zu wollen. Nun hat er eine eingängige Geschichte vorgelegt, einen glatten, anonymen und teuren Film von der Stange, der neben dem Katzenjammer, den er erzeugt, seinen Größenwahn ausdrückt. Wie immer bei solchen Filmen, die von der Apokalypse träumen, (17) wird die innere Dramatik der Geschichte, die des Films, die des Lerneffekts, verschenkt. Der Endzeitfilm ist zur Armut schlechthin geworden. Und EMMERICH setzt diese Tradition munter fort.

Da sind die dunklen Gestalten der Macht, die Gesichter des privaten Glücks, die Helfeshelfer, die Bankdirektoren, der Staat und ein Präsident, der die Menschheit retten will.

Alles konzentriert sich darauf, wie der verzweifelte Gegenschlag geführt werden kann. Doch gegen wen? An allen Punkten der Welt brennt es, auf Nebenschauplätzen, auf den Plätzen des wirklichen Geschehens: Die Hierarchien der Figuranten, die Trennung zwischen diesen und den Randpersonen, die Zersetzung der Stränge zwischen den Haupt- und Nebenhandlungen, das Kameraspiel und das Dekor puzzelt EMMERICH einfach zusammen; ein deutsche Regisseur, ein amerikanischer Film. Der Abgesang auf jede Hoffnung tritt uns mit klarer und harter, sehr aufdringlicher Sprache entgegen. Wenn EMMERICH daraus auch nur einen einfachen Schicksalsfilm macht, so ist Aufopferung der amerikanischen Piloten, die der Zerstörung trotzen, doch die eigentliche Kimax: So kann eine Möglichkeit des Endes aussehen; Rythmus, Geschwindigkeit, Gezeitenwirbel. Der Plot: Die ungestillte Lust am Untergang; das Unglaubwürdige, die aufgesetzte Unordnung, mit der sie alles hinwegwegt: Das ist perfekter Untergang, ohne Qual, der Sekundentod. Da sieht man, was die Warenkultur in den Untergang projezieren kann: Das Pentagon jagt die Außerirdischen wie in SPECIES 2, (18) wo die Menschheit in letzter Sekunde vor der Mistgabel gerettet wird; in DAS RELICT (19) verbreitet dieses in einer Museumsausstellung mit dem Thema 'Aberglaube' Panik, und ein Vielfraß-Dämon geht auf Horrortour; SCREAMERS (20) verlangt die Tötung außerirdischer Killer-Muntanten, um erst dann die Erde retten zu können; in ALIEN - DIE WIEDERGEBURT (21) wird geklont was die DNS hergibt, und die Bastarde spielen die neuzeitichen Ritter und zetteln eine Katastrophe nach der anderen an, bis sich Sieger und Besiegte im Blutrausch vereinigen.

Selbst 'Splatter-Filme' wie ARMEE DER FINSTERNIS (22) oder BRAINDEAD, (23) als klassische Horrorfilme konzipiert, kommen ohne die Spielarten des Katastrophenschocks und des düsteren Anspruchs, geistige Prozesse der Menschen zurückdrehen zu wollen, nicht mehr aus. Und HALLOWEEN und sein ewig stechender Küchenmeister, MICHAEL MYERS, (24) frönt einem primitiven Anthropomorphismus, die lebensmörderische Intuition des 'Geistes' durch ein rattomorphistisches Menschenbild zu ersetzen; die Verhaltenskette der Zukunft, die Entwicklung der 'anderen' Arten durch zufällige Mutation. Der Werwolf-Mythos lebt weiter wie in SIEBEN MONDE. (25) Die Botschaft: Wenn schon ein Ende, dann bitteschön irgendwo romantisch; der braven Konsument soll sich mit den 'Guten' identifizieren, das 'Böse' ist dagegen zu verabscheuen. Nicht diese neue endzeitliche kulturelle Wertzersetzung ist meilensteinhaft, vielmehr die überlieferten Gehalte: Je schwieriger die ökonomische und politische Lage auf der Welt wird, desto deutlicher treten alle gesellschaftlichen Wiedersprüche offen auf; das von diesen erschütterte parlamentarische System kann an eine gewisse Rationalität der Bürger nicht mehr appelieren; denn unter den bestehenden Bedingungen gelingt es nicht mehr, die politischen, ökonomischen, sozialen und psychischen Interessen der Arbeits- subjekte und den Apparat auf die gesellschaftliche Reproduktion abzustimmen.

Zugleich wird überhaupt nicht erkannt, daß ein irrationales Potential des Cinema mit magischen Bedrohungen, Beschwörungsformeln, der Nichtidentifizierbarkeit von Spezies, nun gar nicht aus dem Nichts heraus entstanden ist. Es hat Tradition, und ein Blick in die Filmgeschichte (26) zeigt, daß der Spaß am Untergang und das Spiel mit den Tiefen der

menschlichen Psyche, auch immer eine Entsprechung in den gesellschaflichen Zuständen hatte. Zum Ausgang des 20. Jahr- hunderts liegt das Kino eindeutig im Trend der symbolhaften Orientierung auf den 'bösen Geist', der in einem jeden von uns stecken mag. Die plumpe 'Seelenwanderung' hat begonnen, die 'paranormalen Phänomene' lassen uns nicht zur Ruhe kommen, werden umso unerträglicher, wenn sie als dogmatisch- überkommene Denk- und Verhaltensmuster in die gesamte Kultur geworfen werden.

Sie spiegelt nicht einfach den Undurchschaubarkeitsprozeß der Warenwelt wider, die bröckelnde Fassade. Das wäre auch zu einfach. Es geht um die 'Ungleichzeitigkeit' (BLOCH) der psychischen Prozesse. Die deutschen Tugenden: Ehrlichkeit, Fleiß, Strebsamkeit, Sparsamkeit, Sauberkeit, Genauigkeit, bei EMMERICH ist das Bewußtseinsmassage , verloren, und verlogen für jene, die ihre gesellschaftliche Existenz bisher darauf gegründet haben.

Jedoch ist nicht nur er der zersetzende Untergangsmonteur. Der endzeitliche Film tritt insgesamt mit seinen Machern die Fahrt zu den Marsmenschen an. Er nimmt eine gewisse Vermittlerfunktion zwischen der ökonomischen Rationalität und dem Subjekt-Privatistischen ein. Soll so vielleicht (spielend?) die entsprechende politische Form, die die Quasi- Naturgesetztlichkeit des warenproduzierenden Systems zum Alptraum werden läßt, hofiert werden? Filme bekommen ihre Authentizität durch die Gegenstände, die sie versuchen bildhaft darzustellen. Science-Fiction - Endzeitfilme sind wie Rakentenatriebe, sie

sind primär Maschinen aus Eisen und Stahl, Kampfgalaxien, rasend schnell, außerirdische Menschenroboter oder Tiermuntanten, Kolosse. Filmgeschichtlich gibt es den Endzeitfilm eigentlich nicht; ursprünglich war er ein simpler Zukunftsfilm. Dort, wo sich Kulturgeschicht wandelte, ihren Fuß in die filmische Darstellung des Katastrophenszenarios setzte, brach auch die Zeit der Wesensschau an; er trat in der Maske der Science - Fiction auf, war von Anfang bestrebt, die 'Mysterien der Natur' zu entschlüsseln. Der Mythos von 'unfriendly takeover' aus dem All hielt sich hartnäckig, bis Spielberg (27) mit der UNHEIMLICHEN BEGEGNUNG DER 3. ART (28) sein Entwurf von den sog. 'friedlichen Aliens' (vgl. 'E.T'.) vorstellte. Vielleicht ein Ausnahme-Film; ein Kinderfilm mit Erwachsenenträumen, aber doch angsteinflößend; Kino-Übergeschichte ohne Ende. Seine verbissen erzeugten Trugwelten sind es, die das schlechte Gewissen der Erdbewohner in die bekannten Klischees umschlagen lassen: Die 'anderen' Lebewesen kommen aus dem All, wir brauchen nur ihre Botschaften entschlüsseln, eine Maschine ins Universum schleudern, Wunder erleben.

CONTACT, (29) AM RANDE DES UNIVERSUMS, (30) KRIEG DER STERNE, (31) wollen das wahr machen, wovon die melancholischorganische Integration voll ist; eine sich verschmelzende Einheit aus Mystizismus, göttlicher Anbetung, des mythischen Geistes, kurz: Die Umsetzung des physischen Rausches in den geistigen Rausch der Verblendung; die Erzeugung der religiösen Kontemplation, bei der sich die zuschauende Welt mit dem leidenden Gott, der auch ein Satan sein kann, identifiziert. Wie bei den alten Pythagoreern, die den orphischen Kult übernahmen, so wandeln auch die Bewohner des Planten Erde von einer religiösen Ekstase zur anderen, um im übertragenen Sinne dem baccischen Ritus zu folgen; im Verzehr des erschlagenen Gottes an seinem göttlichen Wesen teilhaftig zu werden - die sublimierte Form der Lehre von der Transsubstantion, der Umwandlung in das ewige Leben außerhalb dieser Sphären.

Mit reiner Gedankenkraft die Realität verändern und die Lebensrätsel lösen, wie in DARK CITY (32). Rückfälle dieser Art gibt es nun zu Hauf; billige Remakes, Fortsetzungen, Spektakel, Aufgüsse, der kapitalistischer Krieg mit Computernanimation und neuem Ordnungswille auf Zeluloid gebannt.

Die Strickmuster sind immer gleich. Ob bei TWISTER, (33) GODZILLA, (34) AKTE-X, (35) oder ARMAGEDDON (36) mit BRUCE WILLIS: Gewitterwolken und Riesenräder, kosmische Schmarotzer und NIETZSCHEs Übermensch, Quallenhirne, der serial Killer; Klaustophobie.

Der Endzeitfilm ist Narzismus per excellanz; er verliebt sich nicht nur in sich selbst, er ist auch verliebt in das Sterben, in die Art und Weise wie gerstorben wird, er zerlegt das Sterben, und zeigt, daß sein kultureller Sinn etwas mit sozialgeschitlichen Konflikten zu tun hat; in denen das 'kulturelle Klima' (Mitscherlich) zerstört, zebrochen und vergraben wird, so wie die alte Arbeitsgesellschaft zerbrochen ist, an sich selbst, an ihrer gesellschaftlichen Bedeutung, und durch den unaufhaltsamen Prozeß der modernen Herrschaft der Maschine.

'Erziehung zur Anpassung', so könnte der Kampf um die neue Bundeslade im Endzeitfilm heißen, wo irrationale Massenbewegungen gesellschaftlich nicht mehr reguliert werden können, der Galaxien'staat' nur Scheinlösungen anbietet, um lebensgeschichtlich nahe Probleme zu lösen. In Wirklichkeit fungiert er im Übermaß als Drahtzieher der tiefsten Gefühle in der menschlichen Seele. Seine obskuren Systeme leisten das, was im Mittelalter der Teufelsmythos der offiziellen Religion ermöglichte: Die willkürliche Besetzung der Außenwelt mit Sinn, die der einzelgängerische Paranoiker, nach privatem Glück strebend, mit niemandem teilen möchte, und deshalb daran erstickt; im übertragenen Sinne auf dem Scheiterhaufen verbrennt, den Weg für gewaltsame politische Lösungen offen hält, oder sie und andere später populär werden zu lassen.

Er kann infolgedessen als ein verzweifelter Versuch angesehen werden, eine magischen Erklärung - wenn schon nicht rationale- für gesellschaftliches Unglück anzubieten, ähnlich der Beschwö- rung von Naturgöttern in der primitiven Naturwissenschaft: Sündenböcke sollen die Schuld am Übel tragen; das von den bösen Menschen Gemachte soll mit ihrer Vernichtung verschwinden.Die aufkommende Eschatologie trägt deshalb archaische, gewaltsame Züge, weil in ihr alle aggressive Energie aufgewandt wird, die gleichermaßen infantil, manichäisch und paranoide Bewußtseinszüge trägt. In seiner Gewaltanwendung ist der Versuch zu sehen, die Welt auf das Maß des paranormalen Begriffs zu bringen, den er dem 'Dschungel Gesellschaft' entlockt. Der Körpermensch hat seine Erfahrungen mit der ratlosen Erde schon lange hinter sich gelassen. Man erinnere sich nur an BLADE RUNNER (37): Die Ruinenstädte gleichen den durch die Atombomben vernichteteten Städte Hiroshima und Nagasaki; nur weite Öde, soweit das Auge reicht; Sinnfluten, die den Untergang präsentieren und niemanden mehr verschonen. Die Botschaft: Wer tot ist, ist nicht für alle Zeiten tot, man wird durch Charisma gerettet, für jeden gibt es eine Auferstehung Da ist es nur konsequent, wenn sich zum Schluß des Films eine Androide zu einem Christus verwandelt. Auf diese Weise bewahrt er den Menschen vor den Gletscherspalten des Fegefeuers; vielleicht vor der Moderne (?), die selbst das letzte Stück Natur verspielt hat.

Anmerkungen:

(1) WE CAME IN PEACE: Nach Darstellung von INDEPENDENCE DAY: Tafelinschrift des von der APOLLO-11-Besatzung zurückgelassenen Requisits auf dem Mond

(2 Vgl. JOHN CARPENTERs: THE FOG, NEBEL DES GRAUENS (1979); der den Mythos des aufsteigenden Horrors, der Angst und Schrecken verbreitet, außergewöhnlich dicht erzählt; und sich dabei ganz in der mystischen Tradition der Saga von Zombies, die 'Strafaktionen' durchführen, befindet.

(3) STAR - TREK: Fernsehserie; Raumschiffkult um die ENTERPRISE der 70er Jahre; kam eigentlich erst 1979/1980 in die Kinos. Mit STAR-TREK -DER FILM (Eintritt: März 1980*) begann die Endlosserie mit einem pseudo-philosophischen Überbau; langweilig inszeniert, stereotyp in der Figurenzeichnung; Folgen U. a.: STAR - TREK II -DER ZORN DES KHAN (1982);STAR - TREK III-AUF DER SUCHE NACH MR. SPOOCK (1984); STAR -TREK-DAS MAGISCHE KRAFTFELD (1988); STAR - TREK VI -DAS UNENTDECKTE LAND (1992); 1998 erfolgte noch einmal ein plumper Aufguß. Mit STAR - TREK - DER AUFSTAND (Dezember 1998/Januar 1999) versucht JONATHAN FRAKES (Regie) die ENTERPRISE

neu zu beleben. Insgesamt: Interplanetarischer Humbug, mehr als am Rande der Lächerlich-

keit. Im Sog von STAR - TREK kamen eine Reihe weiterer Filme mit SCIENCE-FICTION Anspruch in die Kinos, viele entpuppten sich als Flop, liefen nur in kleineren Lichtspielhäusern, waren nur auf Video erhältlich, oder starteten auf LEO KIRCHs PREMIERE. Gedacht wird hier etwa an: STARFIGHT (1985); STARFIRE (1993/1994), STARFIGHT ONE - IRRFLUG INS WELTALL (1984).

(4) MIMIC: Horror-Fiction; Regie:GUILLERNE DEL TORO; mit MIRA SORVINO als SUSAN (* März 1998).

(5) SHINING: REGIE STANLEY KUBRICK; USA 1980; nach einem Roman von STEPHEN KING mit JACK NICHOLSON.

(6) KILLERINSEKTEN: Vgl. etwa KILLERALIEN (Video 1988); Aliens kommen aus dem All und verkürzen das Leben der Menschen. Vgl. DIE KÖRPERFRESSER, USA 1997, Regie PHILIP KAUFMANN; Darsteller: DONALD SHUTERLAND, BROOKE ADAMS, LEONHARD NOMOY, ART HINDLE; Remark des Klassikers von DON SIEGEL aus dem Jahre 1977.

(7) KILLERVIREN: Vgl. etwa OUTBREAK -LAUTLOSE KILLER (*März 1995); REGIE: WOLFGANG PETERSEN; mit DUSTIN HOFFMANN als Col. SAM DANIELS.

Vgl.auch SPHERE (Die Macht aus dem All); Regie: BARRY LEVINSON; Darsteller: DUSTIN HOFFMANN, SHARON STONE, SAMUEL L. JACKSON (* April 1997).

(8) TÖDLICHE QUALLEN: Vgl. Z. B. ABYSS (1989); Regie: JAMES CAMERON; DEEP STAR SIX (1988); REGIE: SEAN S. CUNNINGHAM; LEVIATHAN (1989); Regie: GEORGE PAN COSMATOS.

(9) Tabula rasa! Totaler Krieg; unter dieser Parole waren selbst Religionen und Kirchen immer dazu bereit, den endzeitlichen biblischen Offenbarungs-Gedanken praktizieren. Der 'Heilige Krieg' hat seine Ursprung im ALTEN TESTAMENT, setzt sich etwa in der Kirchenlehre des AUGUSTINUS fort, führt über LUTHER und MELANCHTON, die eigentlich stündlich die endzeitliche Apokalypse erwarteten, über die beiden imperialistischen Kriege und und findet schließlich in der neutestamentlichen Apokalypse heutiger sog. fortschrittlichen Theologen (BULTMANN, KÄSEMANN, BRAUN, SÖLLE, DREWERMANN, LÜDEMANN) u. a., einen Endpunkt. Literatur zu den früheren Klerikalfaschisten: KARLHEINZ DESCHNER: 'Kirche des Unheils', München 1974; Derselbe: 'Kriminalgeschichte des Christentums' (bisher 5 Bände), Hamburg 1986-1997. PETER DE ROSA: 'Gottes erste Diener. Die dunkle Seite des Papsttums', München 1989.

(10) DEEP IMPACT -Wenn der Himmel auf die Erde stürzt; Regie: MIMI LEDER, (*Mai 1998); Darsteller: ROBERT DUVALL, MORGAN FREEMAN, TEA LEONO, LIJA WOOD.

(11) WILD AT HEARD: Regie: DAVID LYNCH; Darsteller: LAURA DERN, NICOLAS CAGE, DIANE LADD. J. E. FREEMAN (*September 1990).

(12) INDIANA JONES III (And the Last Crusade): Regie STEVEN SPIELBERG, Darsteller: HARRISON FORD, SEAN CONNERY, ALISON DOODY (*September 1989). Vorläufer der INDY-Serie war: INDIANA JONES (Jäger des verlorenen Schatzes, *Oktober 1981); INDIANA JONES (Und der Tempel des Todes, *August 1984). SPIELBERG drehte eine Reihe weiterer mystischer Filme. U. a.:UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER 3. ART (*März 1978); 'E.T' (*Dezember 1982); war an POLTERGEIST (*September 1982) beteiligt.

Die INDY-Serie setzte sich ebenfalls als COMPUTER-Spiel fort: INDIANA JONES THE LAST CRUSADE und INDIANA JONES AND THE FATE OF ATLANTIS (Lucas Arts 1988-1997).

Geplant ist eine neue INDY-REIHE, die lt. Verlag an die bisherigen Abenteuer anknüpfen soll (3 D-Grafiken und bester Sound).

(13) TERMINATOR 2 (Tage der Abrechnung); Regie: JAMES CAMERON; Darsteller: ARNOLD SCHWARZENEGGER, LINDA HAMILTON, EDWARD FURLONG, ROBERT PATRICK, (*Oktober 1991).

(14) GATTACA: Regie: ANDREW NICCOL; Darsteller: ETHAN HAWKE, UMA THURMAN (*Juli 1998).

(15) Offenbarung des Johannes:Vgl. Züricher Bibel: Die Offenbarung des Johannes, S. 316ff; Zürich 1942.

(16) INDEPENDENCE DAY: Regie: ROLAND EMMERICH; Darsteller: WILL SMITH, JEFF GOLDBLUM, BILL PULLMANN (*September 1996).

(17) Vgl.STARSHIP TROOPERS; Regie: PAUL VERHOEVEN. Darsteller: CASPAR van DIEB, DENISE RICHARDS, DINA MEYER (*Januar/Februar 1997).

(18) SPECIES II :Regisseur: PETER MEDAK; Darsteller: JUSTIN LAZARD, MICHAEL MADSEN, MARG HELGENBERGER, NATASHA HENSTRIDGE (*August 1998).

(19) DAS RELIKT ( Museum der Angst); Regie: PETER HYAMS; Darsteller: PENELOPE ANN MILLER, LINDA HUNT, TOM SIZEMORE, JAMES WHITMORE, CLAYTON ROHNER, DIANA ROBIN, THOMAS RYAN (* Mai 1997).

(20) SCREAMERS (Tödliche Schreie; Regie: CHRISTIAN DUGUAY; Darsteller: PETER WELLER, JENNIFER RUBIN (* Juli 1996).

(21) ALIEN (Die Wiedergeburt): Regie: JEAN-PIERRE JEUNET; Darsteller: SIGOURNEY WEAVER, WINONA RYDER, RON PERLMAN, DOMINIQUE PINON (*November 1997).

(22) ARMEE DER FINSTERNIS: Letzter Teil der 'Tanz der Teufel-Triologie' mit Zeitlöchern und tumben Helden; Regie: SAM RAIMI; Darsteller: BRUCE COMPBELL, EMBERTH

DAVIDTZ, MARCUS GILBERT, BRIDGET FONDA (*April 1994).

(23) BRAINDEAD: Gilt als 'Splatter-Movie', mit Zombies und blutigen 'Rasenmähermassakern', Regie: PETER JACKSON; Darsteller: TIMOTHY BALME. DIANA PENALVER, ELIZABETH MOODY, IAN WATKIN, BRENDA KENDALL (*August 1993).

(24) HALLOWEEN: Regie: STEVE MINER; Darsteller: JAMIE LEE CURTIS, JOSH HARTNETT, JODI LYN O'KEEFE, MICHELLE WILLIAMS, LL COOL J. (*Oktober 1998).

(25) SIEBEN MONDE: Gilt als klassischer Mystery-Thriller; Regie:PETER FRATZSCHER;Darsteller: JAN JOSEF LIEFERS, ULRICH MÜHE, MARIE BÄUMER, CHRISTOPH WALTZ, PETER LOHMEYER (*April 1998).

(26) Vgl. etwa auch DIE WEIßE - HAI Serie von SPIELBERG (1975ff.), JURASSIC PARK (*August 1997); Darsteller: JEFF GOLDBLUM, JULIANNE MORRE. PETE POSTLETHWAITE, ARLISS HOWARD, VINCE VAUGHN.

(27) Vgl. Anmerkung 12.

(28) E.T (Der Außerirdische). Es geht um ein 'friedliches' Alien. Der Retter aus dem All erlöst zwar hier die Menschheit nicht, aber SPIELBERG erweckt reihenweise Mitleidsgefühle; plumpe Gefühlsduselei, auf Massenkommerz abgezielt.

(29) CONTACT: Regie: ROBERT ZEMECKI; Darsteller: JODIE FORSTE, MATTHEW MCCONAUGHEY, JAMES WOODS, TOM SKERRIT (*Oktober 1997).

(30) AM RANDES DES UNIVERSUNMS: Regie: PAUL ANDERSON; Darsteller: SAM NEILL, KATHLEEN QUINLAN (*Oktober 97). Auf einer ähnlichen Ebene dümpelt PHANTOMS; Regie: JOE CHAPELLE; Darsteller: JOANNA GOING, ROSE MCGOWAN, BEN AFFLECK

PETER O' TOOL (*August 1998).

(31) KRIEG DER STERNE: Regie; GEORGE LUCAS; DARSTELLER: MARK HAMILL, CARRIE FISHER. ALEC GUINESS; begründete die Karriere von HARISON FORD, Remake des 1977 gedrehten Filmspektakels (*Mai 1997).

(32) DARK CITY: In der düsteren, unheimlichen Stadt, sind die 'Fremden' die Außerirdischen, in die Menschen, in jeden Gegenstand eindringen und wahre manipulative Künste verrichten.

Regie: ALEX PROYAS, Darsteller: RUFUS SEWELL, KIEFER SUTHERLAND, JENNIFER CONNELLY, WILLIAM HURT, RICHARD O'BRIEN (*August 1998).

(33) TWISTER: Windige Action, Regie: JAN DE BONT; Darsteller: BILL PAXTON, HELEN HUNT, JAMI GERTZ, (*September 1996).

(34) GODZILLA: Regie: ROLAND EMMERICH; Darsteller: JEAN RENO, MATTHEW BRODERICK, DOUG SEVANT, MARIA PITILLO, Musik: PUFF DADDY (feat. JIMMY PAGE -*September 1998).

(35) AKTE-X (Der Film): Film zur gleichnamigen Fernsehserie. Regie:CHRIS CARTER; Darsteller: DAVID DUCHOVNY, GILLION ANDERSON MULDER; WILLIAM B. DAVIS; ARMIN MUELLER-STAHL, MARTIN LANDAU (*August 1998). In einem späteren Beitrag möchte ich mich mit einigen Mysterie-Serien des Fernsehen, u.a. auch der 'Akte-X' beschäftigen.

(36) ARMAGEDDON: Regie: MICHAEL BAY; DARSTELLER: BRUCE WILLIS, STEVE BUSCEMI, LIV TAYLOR, BEN AFFLECK (*Juli 1998).

(37) BLADE RUNNER: Die Aura der Zukunfstwelt 2019; Regie: RIDLEY SCOTT, DARYL HANNAH, EMMET WALSH, JOE TURKEL, WILLIAM SANDERSON (*Oktober 1982).

Die mit einem * markierten Filme geben den Eintritt in die deutschen Kinocharts an.

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