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Aspekte der endzeitlichen Krisenphilosophie
Naht das Millennium?
Teil VII a
SPACE TOURS UND FLUGSTUNDEN
VON ÜBERFLIEGERN UND MENTALEN SUPERWELTEN

von DIETMAR KESTEN
7/8-99
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Eines Tages, so prophezeiten einst Science-Fiction Autoren, wird die "Reise zum Mond" ein Alltagsgeschäft sein. Wer hätte geglaubt, daß das kurz vor der Jahrtausendwende Realität werden würde? Der Urlaub im All scheint immer näher zu rücken. Wird er etwa bald so alltäglich sein, wie ein Trip des Erdtourismus bis in die entlegendsten Winkel der Erde? Jedenfalls ist das, was so phantastisch klingt, ein in sich bereits ausgearbeitetes "Freizeitprogramm" der auf Abenteuerreisen spezialisierten amerikanischen Firma ZEAGRAHM. Wirklichkeit soll das am 1. Dezember 20001 werden, und die ersten Touristen sollen dann in einer Art Premiere den kommerziell bemannten Space-Flug ins All starten.

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Und in der Zwischenzeit scheint es auch bereits eine US-Konkurrenz zu geben: SPACE ADVENTURES plant im Jahre 2003 eine ähnliche Flugstunde. Rund 100. 000 Dollar soll die "Mystery-Tour" kosten. Wie es scheint, sind bereits jetzt schon eine Reihe Millionäre darauf versessen, von irdischen Gefilden abzuheben, um ganz nahe "bei Gott" zu sein. Sie haben sich bereits angemeldet, und warten nur darauf, daß die Shuttles (1) die sich seit längerer Zeit im Bau befinden, oder schon in Hangars bereit stehen sollen, mit der Touristenfracht an Bord aus der Erdatmossphäre heraus in den unteren Orbit (2) hinein starten können.

Auf genüßliche Weise, allenfalls von kurzen Unterbrechungen abgesehen, soll für den Rest des Jahrtausend und für das Kommende die Menschheit das Schreckgespenst Erde einmal verlassen dürfen. Man erinnert sich unwillkürlich an KASSANDRA, (3) die unglückliche Königstochter von Troja. Sie hat das Ende ihrer Stadt und des Erdballs "vorhergesehen", mit dem Fluch geschlagen, und niemand wollte ihr Glauben schenken.

Eine Gestalt von tragischer Größeund doch eine Überfliegerin: Alles Leben beginnt immer wieder von vorn, wenn der Mensch sich Flügel wachsen läßt. Wie der PHÖNIX, (4) der mythische Vogel der alten Ägypter, der sich selbst verbrennt, und aus der Asche neu aufsteigt der PHÖNIX als Sinnbild von Auferstehung und Unsterblichkeit -, oder der IKARUS, (5) der mit seinem Vater aus dem Labyrinth des kretischen Königs MINOS zu fliehen versuchte und dabei mit seinen durch Wachs zusammengehaltenen Flügeln der Sonne zu nah kam und ins Meer stürzteso entsteht ein himmlischer Prozeß, der sich den gemeinen irdischen Dingen entzieht: Weltenreisen mit Flickenteppichen; weg von den lebensbedrohenden Problemen und die Chance wahrnehmend, daß es "Inseln" im Weltall gibt, wo man wirklich unsterblich werden könnte. Aus dem schröcklichen Ende einen guten Anfang machen: Das Zeitalter des Erleuchtens ist nicht nur bei diesen armseligen Rittern der Tafelrunde, die das Experiment der Raumschleuder wagen, offenkundig, auch bei denjenigen, die mit einer Geist-Körper-Koordination die transzendentale Flugstunde wagen wollen, scheint sich die kombinierte Zweckentfremdung von Körper und Geist auf die überschäumende Phantasie auszuwirken.

Ob die Touristen im Orbit das Leben auf der Erde nur als Nebeneffekt der Warterei auf das Kippen der Erdachse betrachten, oder im HALLEYSCHENKometen (6) die flammende Botschaft der Weissagung vermuten; im Mittelpunkt ihrer geistigen Eingebung stehen die großen Verschiebungen, die mit dem ausgehenden Jahrhundert erwartet werden. Und man denkt an jene Weissagungen des bis in die heutige Zeit nachwirkenden NOSTRADAMUS, (7) der bereits für 1987 das "gewaltige Ende" prophezeite. Da kommen die Unglücksboten mehr als 10 Jahre zu spät, aber das macht nichts, schließlich gibt es die prophetische "Sicherheit" in der astrologischen Kontrolle, und verbunden mit der heiligsten Propheterie erscheinen im Brennspiegel jene nebelhaften Visionen, die die Zivilisation wegblasen, um die Menschen folgsam klein zu halten, die Glückseligkeit im Jenseits für einen kurzen Augenblick zu erfahren.

Es paßt zum Millennium-Kult, daß das schrecklichschöne Naturschauspiel der Trance weit weg vom Kampfplaneten angesiedelt wirddie wahnsinnigen Zerstörungen vollziehen sich auf allen Ebenen in gleicher Weise es ist immer die allgemeine Machtform der Niedergezwungenheit, die es verunmöglicht, mit den harmonischen Kräften in unserem Sonnensystem eins zu werden. Space-Tours gehören mit zu den letzten Versuchen, die Geheimnisse des "Fenster zum Hof" (8) zu lüften, Einblick in das verbotene Terrain zu erhalten, ein Tasten und ein Gleiten in die schönste aller Welten, in der die Wände durchsichtig und alle Wünsche noch nicht Vergangenheit sind, per Teleobjketiv und anderen Sehapparaten gleichsam mit einem intimen Spiel in Verbindung zu bringen.

Sie gleichen dem Versuch, das monströse, langsam aussterbende menschliche "Tier" hinter Glas zu verstecken, und nur durch ein Wunder kann seine Verwandlung, die Wiederbelebung gelingen. Zuvor muß die alte Liebe, die alten Geschichten von Tod, Auferstehung und Wiedergeburt in Gang gebracht werden wie man an sich selbst und an der Welt zugrunde geht: Davon erzählen uns die Pauschalurlauber, wenn sie zurückkommen, was bekanntlich länger dauern kann. Wenn vielleicht nach irdischen 30 Jahren ihre Körper total gealtert sind, sich Materie in Materie verwandelt hat, Kunstherzen zu schlagen beginnen, die Augen Exesse feiern, dann gibt es womöglich nur noch fleischfressende Pflanzen, die sich auf dem Heimatplaneten tummeln. Science-Fiction für die Gegenwart: Im Universum umherzufliegen, das war schon immer der Traum der Menschheit: Mit dem "fliegenden Teppich" zu Nachbarplaneten, die Kräftekonstellationen der Physik genarrt und in die "ausgewogene Harmonie" durchgestartet. Alle Möglichkeiten stehen dem Erdenmenschen offen.

Wie sich allerdings dieses ganzen Bündel der Bindung an die engen Bahnen der Planeten realisieren lassen sollen, weiß niemand so recht, auch nicht, wie dieser phantasievolle Sprung enden wird; in die neue Kommunikation mit den "Außerirdischen", mit denen "wir" Botschaften übermitteln und empfangen sollen, die die Galaxie mit einer Geschwindigkeit durchkreuzen, die schneller als die des Lichtes ist; oder der Möglichkeit Informationen in der Zeit zurückzusenden, um mit Raumschiffen durch "Schwarze Löcher" in andere Universen vorzustoßen, von denen einige sich in der Zeit zurückbewegen? Es ist nicht nur eine einfache Reise der Allurlauber, um die es geht, die mit imperialen Raumkreuzerm gestartet werden könnten. Da würde man es sich zu einfach machen, nein, es geht um das endgültige Verschwinden aus der Moderne, in etwa zu vergleichen mit dem Hubschrauberangriff in "Apocalypse Now", (9) wo unter WAGNER-Klängen der "Krieg der Sterne" (10) das Unvorhergesehene, das Unerwartete, das Nochniegesehene zum Vorschein bringt: Space-Tours wurden nicht wie ein Speziallbrille erfunden, durch die die Welt rosarot erscheint; sie sollen per Computer Bilder aufzeichnen und Empfindungen in das Gehirn übertragen, für alle Zeiten, damit der ganze Mensch ein neuer wird; nicht mehr der Verstand, das intuitive Signal ist alles.

Das ist der eigentliche Sinn dieser Inszenierung, zugleich bitter und tröstlich; wirklich spannend ist sie nicht, weil diejenigen, die den Bilderschatz wie eine Schleppe meterlang hinter sich herziehen, mit einer verkümmerten Gabe der Weissagung hausieren gehen: Die Mär von den Katastrophenserien in Zeiten der großen Zäsuren; die Zukunft endet eben immer in der Katastrophe.

Schwarzseher und Unheilsboten breiten schon beinahe genüßlich die letzten Tage der Menschheit aus. Ein dumpfes, bohrendes Ahnen durchrüttelt die raketenschnellen Raumgleiter, wenn die gewordenen Begabungen mit den Zwiespältigkeiten der inneren Unruhe aufräumen: Die letzte Hoffnung ist die Zuversicht!

Als Baumaterial verwende man nur das Beste, das Teuerste um in einer Stunde von New York nach Sydney zu düsen. Das Falsche, das Irrtümliche, alle Fehlinterpretationen absorbiert. Fern von der Erdanziehung wird endgültig HANNIBAL (11) geschlagen; alle Naturkatastrophen sind im Lichtermeer des Andromedanebel (12) ein schrecklich-schönes Naturschauspiel, ein Pilz am nächtlichen Himmel. Da mag die Daimler Tochter DASA die zukünftigen Trips mit den Raketenflugzeugen als z. Zt. noch "nicht realisierbar" einstufen, Tatsache bleibt, daß ebenfalls auch die US High-Tech Schmiede PIONEER ROCKETPLANE an der gigantischen Zukunft bastelt und ein Marktpotential für Raketengleiter, Raumfahrtboom und Alltouristik entdeckt haben will. Wo wäre jemals Gewaltigeres versprochen worden? Wird der grob geschätze Umsatz von 50 80 Milliarden Dollar jährlich die Zukunftsbranche des Tourismus überhaupt?

Jeder dritte Amerikaner und jeder zweite Deutsche wäre gemäß einer Umfrage dazu bereit, sich für ein paar Tage Ferien ins All schießen zu lassen: MÜNCHHAUSEN (13) läßt grüßen! Das ist wie ein Kuraufenthalt, wo der Körper so richtig entschlackt werden kann; der Geist obsiegt, das "Stoffliche" ist abgeteilt; denn die Bindung an das "Fleisch", das wußte schon der griechische Philosoph PLATON, (14) beengt den Geist. Dieser fühlt sich eingesperrt, als befände er sich in einem Kerker. Nur ganz selten gelingt es dem begnadeten Menschen, diese Kerkermauern gelegentlich zu entfliehen.

Die gehobene Kreuzfahrt für den zahlungskräftigen und intelligenteren (?) Teil der Menschheit könnte Einsichten in die okkulten und mystischen Welten geben; alle Menschen werden zu Hellsehern, die dem Kerkerloch entfliehen, lernen Raum und Zeit auszuschalten, also Dinge zu "sehen", die an weit entfernten Orten oder sich erst in der Zukunft ereignen.

Ihre Seelen werden sich von Zeit zu Zeit vom Körper lösen, so daß sie an zwei Orten gleichzeitig sein können; das gesamte manisch-depressive und endogen-psychotische der Paranoiker breitet sich aus wie ein Fächer: Mit doppelter und dreifacher Schallgeschwindigkeit durch den Orbit: Die bereits toten Körper werden in ihren Sitzen noch toter aussehen, die Gehirnmasse wird vieleicht nur noch aus Protein bestehen oder aus Plasmid. Das ist letztlich alles zweitrangig. Das "Auge des Himmels" ist Tag und Nacht geöffnet. Das Weltraumhotel einst von den Titanen der "Star-Wars" Träumer (15) gebaut ist mit irdischem Komfort ausgestattet; durch Panoramafenster kann man auf die verachtete Erde hinuntersehen und die Welt aus 450 km Entfernung betrachten: Urgemütlich, in der Hängematte ein Nickerchen haltend, feurige Gasausbrüche und Sonnenlicht alles inklusiv. Dahin soll die Reise gehen! Die Jupiter-Kömodie beginnt: Millionen Menschen auf der Welt scheinen sich nach der Apokalypse zu sehnen, nach einer mystischen Explosion, die die Probleme des warenproduzierenden Systems auf einen Schlag lösen könnte und ein neues Zeitalter der Liebe kreieren möge. Sollte sich doch der Mythos der Religionen bewahrheiten, danach Satan die hoffnungslos korrupte Welt im Griff hält, bis eines Tages Gott zurückkehrt und den "Jüngsten Tag" ausruft? Dann gibt es nur den Flug zu den Außenstationen der Zivilisation, der Aufbau des "Galaktischen Imperiums", der Paläokontakt.

Für jene, die an die Wiederkunft oder an die Hoffnung des Messias nicht glauben wollen, gibt es den Kontakt mit den "Außerirdischen". Das kann auch messianisch sein -nur eben anders: Wenn der Himmel für uns singt, dann müssen die Fremden mit Sicherheit freundlich sein, oder wir hätten mittlerweile das Gegenteil erfahren. Diese kindische Möglichkeit geistert seit zig Jahrzehnten in der "Zerrissenheit" des menschlichen Geistes herum; im Kino, im Film, in der Literatur, natürlich im Fernsehen, im alltäglich-praktischen Leben; jeder will einmal Produzent sein. Und wenn es schon nicht gelingt, in einer Soap-Opera mitzuspielen und Knete abzusahnen, dann muß was anderes her: Ein Spritzer Blut, schrille und laute Musik, mitreißende Effekte und aufblitzende Farben; Kostproben der Langeweile der Moderne. Ganz offensichtlich sind das die geforderten Technologiesprünge, endlich im Sog der "Ganzheit" von Leib und Seele aufzugehen.

Hat hier ASIMOV (16) Pate gestanden, seine "Apokalypsen der Menschheit", den eingeforderten, "klaren Kopf" zu bewahren, der helfen solle, die Dumpfheit, die Gefühlsarmut der modernen Welt mit Hilfe der "spirituellen Wahrheiten" zu begegnen, um menschliche Zivilisationen im Weltraum anzusiedeln? Schwarz, schwarz ist schön! Schwarz ist unheilvoll. Schwarz ist nerventötend und schrecklich: Schwarz ist leer! Schwarz ist der Weltraum, die Seele, die mit einer solchen Gewalt den Egotrip ins Weltall begleitet, daß es einem schwarz vor Augen wird. Es ist indes nicht schwer zu verstehen, warum diese wirren, spekulativen Ideen der Moderne Menschen und Religionen miteinander verbinden: Der Himmel verkündete einst den Ruhm Gottes, und das Firmanent zeigt das Werk seiner Hände, und es ist ebenfalls nicht schwer zu verstehen, warum die Anhänger des "Außerirdischen Luftverkehrs" von Pseudokulturen und Parapsychologie fasziniert sind; denn wenn der Start ins All tatsächlich dem Unbill der Erde gänzlich begegnen soll, dann ist die Eroberungsexpedition auf dem besten Wege dazu, den Kult der Raumreise in das Gefäß des "Sinnvollen" einzumischen.

Pate steht auch hierbei die Fehlfunktion des warenproduzierenden Systems; die der Entdeckung anderer Lebensräume, der Aufbau von Raumsiedlungen, die den großen Todesängsten auf dem Planeten begegnen, mit planender Voraussicht den längerfristigen Erfolg stabiliseren hilft. Schweben und unsichtbar werden, die durchgebackene Kruste der "Roten Riesen" (17) wie ein Lichtschalter einfach ausgeknipst, die Raumdimensionen negiert und die letzten Geheimnisse ergründet; wir erreichen die Phantasiewelt, wo die Annihilierung (18) an der Tagesordnung ist und die fundamentalen Kräfte der Natur nicht mehr existieren. Der Raum wird zum Blutkreislauf, das Nervensystem ist das Space Shuttle, alles hochgradig reaktiv -die Parabelflüge sollen den Kultschub für das nächste Jahrtausend einläuten.

Exzentrische Kulte haben übrigens immer Hochkonjunktur gehabt: Das öffentliche Interesse daran ist groß, nicht nur ein eigentümliches Nebenprodukt von Endzeitspinnern, die im Spektrum des Übernatürlichen mit Energiemengen und Schattenmomenten ihr Astronautentraining absolvieren, um nach bestandenen Examina kontrollierte Abstürze durchzuleiden, sekundenlang ihre Träume in der Schwerelosigkeit erleben, sich auf Mach 2 (19) beschleunigen lassen, später auf Wunsch der Hinterbliebenen ihnen ihre Asche mit dem ausdrücklichen Wunsch, sie in die ewige Umlaufbahn ins Weltall zu schießen, aushändigen; es ist ein eigenartiges Glaubenssystem, das sich zusammenbraut vielleicht eine naive Vorstellung, daß man etwas Gegenständliches aufbauen muß, es mit Geräuschen und Wucht starten läßt, um riesige Entfernungen zu durchqueren und "dort" schließlich zu landen. Ist das die übernatürliche Revolution, die der Alltourist durchleben will?

Die neuen Teile des Puzzles werden uns von der modernen Kultur für"s künftige Leben im All mitgeliefert: EPS, Telepathie, die URI GELLERPhänomene, (20) übernatürliche Heilungund Chirurgie.

Alles in allem: Space-Tours machen aus den Erdlingen "ganze Menschen", Vollmenschen, Wesen, die der Trägheit und des immer wiederkehrenden Alltags getrotzt haben, für die die Rückkehr in die Wunschmythen in Erfüllung geht, wo es keinen Streß, keine Selbstzerstörung, keinen gesellschaftlichen Automatismus, keinen staatlichen Dirigismus, keine Egomanie, keine Bevormundung und keine soziale Diskriminierung mehr gibt.  

Anmerkungen:  

(1) SPACE SHUTTLE: Eigentlich ein Raumtransporter; von den USA entwickelt; (erste) mehrfach wiederverwendbare Raumfähre. Sie wurde nach einigen Probeflügen erstmals 1981 bemannt gestartet. Die Vorbereitungen für das Shuttle reichen bis in das Jahr 1968. Der die Erde als Satelit umkreisende Teil bezeichnet man ORBITER. Er hat eine Länge von 37, 2 M, eine Höhe von 17, 4 M; die Spannweite seiner Flügel beträgt 23, 8 M. Die drei Ratenmotoren werden beim Aufstieg durch einen äußeren Tank von 46, 9 M. Länge und 8, 4 M. Durchmesser mit Treibstoff versorgt. Dieser Tank wird kurz vor Erreichen der Umlaufbahn abgeworfen und tritt wieder in die Atmossphäre ein. Teile des Shuttles können wiederverwendet werden. Die Masse des SPACE SHUTTLE beträgt beim Start etwa 2.000 t. Nach etwa 1-4 Wochen dringt der Orbiter wieder in die Atmossphäre der Erde ein und setzt ähnlich wie ein Flugzeug auf einer Landebahn auf. Er kann bis zu 100 mal wiederverwendet werden Shuttles wurden bisher ausschließlich für die wirtschaftliche Seite der Raumfahrtindustrie genutzt. Insgesamt kann das Space Shuttle Nutzlasten bis zu 30 t. in eine Umlaufbahn bis zu 185 km Höhe bringen

(2) ORBIT: Flugbahn eines Erdsateliten oder einer Raumsonde.

(3) KASSANDRA: Griechischer Mythos: Eine Tochter des PRIAMOS, die von APOLL die Gabe der Weissagung erhalten hatte. Da sie seine Liebeswerbungen zurückwies, bewirkte er aus Rache, daß man ihren Weissagungen niemals glaubte; so warnte sie vergebens davor, das hölzerne Pferd nach Troja hineinzubringen (daher z. B. Kassandrarufe für ungehörte Warnungen). Nach der Eroberung der Stadt nahm AGAMENNON sie als Sklavin mit; sie wurde zusammen mit diesem ermordet. (4) PHÖNIX: Die Sage vom sagenumwobenen Vogel PHÖNIX (Zimtvogel) stammt vermutlich aus dem arabischen Raum. Der Legende nach stirbt er wirklich nie. Er entging dem Altern dadurch, daß er sich ins Feuer warf und neugeboren der Asche entstieg. Griechen und Römer glaubten daran, daß die Zimtstangen Reiser vom Nest des PHÖNIX seien. Dies erklärt zum Teil das exzentrische Benehmen des römischen Kaisers ELAGABAL, (204 222) der sich ständig vom Tode verfolgt fühlte. Er vertilgte mit Inbrunst alle möglichen Dinge, von denen man einst glaubte, sie würden Leben verlängern können.

(5) IKARUS/IKAROS: Griechischer Mythos: Der Sohn des DAIDALOS. Als er mit seinem Vater aus dem Labyrinth des kretischen Königs MINOS zu fliehen versuchte, kam er mit seinen durch Wachs zusammengehaltenen Flügeln der Sonne zu nah und stürzte unweit Samos ins Meer.

(6) HALLEYSCHER KOMET: Bekanntester der periodischen Kometen mit einer Umlaufzeit von rund 76 Jahren, dessen lang gestreckte elliptische Bahn weit über die Neptunbahn hinauseicht. Der Komet wird seit mehr als 2000 Jahren beobachtet. Die von mehreren Raumsonden (Halley-Sonden) bei seiner letzten Annäherung an die Erde übermittelten Daten 1985/86 waren besonders aufschlußreich im Hinblick auf den Aufbau des Kometen. Sein Kern besteht aus Staub und Eis; bei Annäherung an die Sonne verdampft Eis und der bekannte Schweif entsteht.

(7) MICHEL DE NOTREDAME (NOSTRADAMUS): 14. 12. 1503 2. 7. 1566; französischer Mathematiker und Astrologe; Leibarzt KARLs IX. Seine dunklen, immer wieder neu gedeuteten "Prophezeiungen" in gereimten Vierzeilern leben bis in die Neuzeit fort. Vgl. KURT ALLGEIER; "Die großen Prophezeiungen des Nostradamus", München 1982 -1994.

(8) FENSTER ZUM HOF (REAR WINDOW): ALFRED HITCHCOCKs Versuch über die unersättliche Gier der Augen, über die Wonnen und den Alpdruck des Voyeurismus in Form eines spannenden, gut gemachten Thrillers dargeboten. Inhalt: Nach einem Unfall ist der Sensationsreporter JEFFRIES an den Rollstuhl gefesselt. Neben den gelegentlichen Besuchen seiner Verlobten bleibt ihm nur der Blick aus dem Fenster in einen Hinterhof als alltägliche Beschäftigung. Aus den indiskreten Einblicken in die Fenster der gegenüberliegenden Wohnungen ergeben sich Geschichten. Irgwendwann kommt bei JEFFRIES der Verdacht auf, daß ein Mord geschehen ist; die Indizien verdichten sich. Schließlich lockt er den Möder aus der Defensive: Sehr spannend inszeniert, dramaturgisch ausgefeilt und mit den für HITCHCOCK berühmten Schockeffekten (vgl. "Die Vögel"). Regie: ALFRED HITCHCOCK; Darsteller: JAMES STEWART, GRACE KELLY (USA 1954).

(9) APOCALYPSE NOW: Gilt als Anti-Kriegsfilm, der in seiner Inszenierung jedoch auf Effekthascherei abzielt. Insofern läßt er im Gesamteindruck einen mehr als zwiespältigen Eindruck. Inhalt: Während des Vietnamkrieges erhält ein amerikanischer Captain den Auftrag, einen Colonel zu liquidieren, der nicht mehr zurechnungsfähig ist und sich im Dschungel von Kambodscha als Herrscher aufspielt. Die Fahrt auf dem Patrouillenboot konfrontiert ihn fortlaufend mit der gnadenlosen Härte und dem Schrecken des Krieges, sie nimmt dabei irreale, alptraumhafte Züge an. Regie: FRANCIS FORD COPPOLA; Darsteller u. a.: MARTIN SHEEN, MARLON BRANDO, ROBERT DUVALL, DENNIS HOPPER. Der Film startete im Oktober 1979.

(10) KRIEG DER STERNE (STAR WARS): Erstfolge des Science-Fiction Epos mit durchgängigen Stilelemten des klassischen Westerns, des Abenteuerfilms (vgl.z. B. "Die Schatzinsel") und der Kömödie (vgl. z. B. "Zurück in die Zukunft"). In "Krieg der Sterne" (USA 1977) befreit der junge LUKE SKYWALKER die Prinzessin eines Sternenimperiums aus den Fängen der Finsterlinge vom Todesstern. STAR WARS gehört in die Rubrik der "Weltraumopern". Regie: GEORGE LUCAS. In 1999 drehte LUCAS eine neue STAR WARS -Folge, die bereits in Amerika an die Einspieltraumerfolge von TITANIC anknüpfen konnte. In einem nächsten Beitrag zur MILLENNIUM-Serie möchte ich mich mit der neuen Episode beschäftigen. In Deutschland startet der Film ca. Mitte August.

(11) HANNIBAL: (247(6) 183; karthagischer Feldherr, Sohn des HAMILKAR BAKKAS. Nach HASDRUBALs Tod Oberbefehlshaber in Spanien (221); löst mit der Eroberung Sagunts (219) den 2. punischen Krieg aus: Zug über die Alpen nach Italien (218) mit anfänglichen Siegen (u. a. Trasimenischer See -217); 221 vor Rom, ohne es anzugreifen.. Nach der Landung der Römer unter PUBLIUS CORNELIUS SCIPIO in Nordafrika (204), Rückkehr nach Afrika (203); Niederlage bei Zama (202). Übernahme der Macht in Karthago scheiterte; Flucht zu ANTIOCHOS III. von Syrien (195). Nach dem Sieg der Römer bei Magnesia über ANTIOCHOS (190) Flucht nach Bithynien; Selbstmord um der Auslieferung an Rom zu entgehen (183). Der Hinweis bezieht sich auf das Jahr 217, als er zauderte Rom anzugreifen und die Fehde mit QUINTUS FABIUS MAXIMUS zu beginnen. HANNIBAL soll daraufhin als "Hannibal ante portas!" bezeichnet worden sein.

(12) ANDROMEDANEBEL: Ein im Sternbild ANDROMEDA gelegener länglicher Nebelfleck, der in klaren Nächten teilweise mit bloßem Auge sichtbar ist. Der Nebel stellt ein selbständiges Sternensystem dar. Eine erste Auflösung gelang dem amerikanischen Astronomen HUBBLE; BAADE gelang es 1944 seinen zentralen Kern aufzulösen. Im Nebel selbst gibt es zahlreiche, für galaktische Systeme typische Objekte, u. a. "Helle Riesen", "Überriesen", "Offene Sternenhaufen". Der gegenwärtige Abstand wird auf ca. 2, 3 Mill. LichtJahre geschätzt; sein Durchmesser beträgt etwa 150.000 Lichtjahre; die Gesamtmasse liegt bei 310 Milliarden Sonnenmassen. Der tatsächliche Durchmesser dieses "Kerns im Kerns", der vermutlich etwa 10 Millionen Sterne enthält, dürfte etwa 25 bis 30 Lichtjahre betragen.

(13) MÜNCHHAUSEN: Freiherr Hieronymus von MÜNCHHAUSEN (11. 5. 1720 22. 2. 1797) gilt als der Lügenbaron. Nach einem abenteuerlichen Leben trug er im Freundeskreis die unglaublichsten Geschichten zur Unterhaltung vor (Der "Ritt auf einer Kanonenkugel" gehört zu den beliebtesten Geschichten). Wie beim "Eulenspiegel" oder bei den "Schildbürgern" wurden Schwankerzählungen auf Art, Namen und Gestalt des MÜNCHHAUSEN vereinigt. Diese Schwänke reichen bis 1781 zurück. Der MÜNCHHAUSEN Stoff wurde zahlreich filmisch dokumentiert, nachgeahmt und bearbeitet, u. a. mit HANS ALBERS.

(14) PLATON: (428 348 v. u. Z.); Athen; griechischer Philosoph; objektiver Idealist und Begründer einer idealistischen philosophischen Linie; unterhielt in Athen eine eigene Forschungsstätte ("Die Akademie"). Die Philosophie PLATONs ist durch das Bestreben bestimmt, die griechische Polis vor drohendem Verfall zu retten. Sein Hauptwerk "Der Staat". PLATON reflektierte genau die zerstörerische Wirkung, welche die sich ausbreitende Warenwirtschaft auf die Struktur der Polis ausübte und die politisch in der Demokratie zum Ausdruck kam. PLATON hat seine Philosophie nicht als ein eigenes System ausgearbeitet, sondern in eine Form von oft meisterhaften Dialogen gefaßt, die als unnachahmbar in die Geschichte der Philosophie eingegangen sind (vgl. z. B. sein bekanntes "Höhlengleichnis").

(15) Nach den letzten Meldungen soll die neue STARWARS Episode in Amerika teilweise wahrhafte Hysterien ausgelöst haben. Eine ganze Industrie scheint in der Zwischenzeit von diesem Spektael zu profitieren. Man bekommt vordergründig tatsächlich den Eindruck, daß die STAR WARS Propheterie ein Zurückdrehen der Uhr auf die Bronzezeit propagiert, um dann mit neuem Schwung den Glauben an die Helden und Märtyrer wieder aufleben zu lassen. (16) ISAAC ASIMOV: Science-Fiction Autor; schrieb u. a. "Die Schwarzen Löcher" (1979), "Außerirdische Zivilisationen" (1981), "Die Apokalypsen der Menschheit" (1982).

(17). ROTE RIESEN (ROTER RIESENSTERN/ROTER ZWERGSTERN): Sterne der Spektralklasse K und (oder) M. mit absoluter Leuchtkraft oder mit geringer absoluter Leuchtkraft. Bei den "Roten Riesen" handelt es sich um Sterne fortgeschrittenen Alters, in deren Kern der Wasserstoff sich bereits zum größten Teil in Helium verwandelt hat. Bekannte "Rote Riesen" sind z. B. ALDEBARAN, ARKTUR, BETEIGEUZE, ANTARES. Die "Roten Zwergsterne" zählen zu den häufigsten Sternentypen. Ca 80% der Sterne in der Nachbarschaft unserer Sonne zählen zu den "Roten Zwergen". Sie können teilweise wegen ihrer Lichtschwachheit nur schwer aufgefunden werden. Der Stern PROXIMA CENTAURI, ist als nächster Stern, ein "Roter Zwerg".

(18) ANNIHILIERUNG: Vernichtung, Zunichtemachung, Ungültigkeit, Zerstörung.

(19) MACH 2: Nach ERNST MACH (18. 2. 1838 19. 2. 1916); österreichischer Physiker und Philosoph, der die Strobokospie und die Bewegung von Körpern mit Überschallgeschwindigkeit untersuchte (MACH-KEGEl, MACH-Zahl). 1860 bestätigte er experimentell den DOPPLER-Effekt und schlug dessen Anwendung zur Messung der Geschwindigkeit weit entfernter kosmischer Projkete vor. Als Philosoph formulierte er u.a., daß allein die Sinnesempfindungen die "Elemente der Wirklichkeit" sind. Er verwarf weiter vor allem das Kausalprinzips und formulierte stattdessen das wissenschaftstheoretische Prinzip der Denkökonomie (möglichst einfache Erklärungen); er wirkte ein auf den Neopositivismus (Wienerkreis); seine Philosophie bereitete die Relativitätstheorie vor und beeinflußte auch WERNER HEISENBERGs Deutung der Quantentheorie. LENIN hat sich in seiner Schrift "Materialismus und Empiriokritizismus" (1908) mit MACH auseinandergesetzt und warf ihm u. a. "subjektiven Idealismus" vor. MACH 2 wäre etwa eine Geschwindigkeit, die sich weit hinter der doppelten Überschallgeschwindigkeit bewegt.

(20) Vgl. mein Artikel in "trend" 6/1999.    

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