Schwurbel's Theorien
Texte zur Kritik ideologischer Gehhilfen und politischer Offenbarungslehren

Nicht erst zu Coronazeiten, sondern schon zur Wende ins 3. Jahrtausend hatten politische und religiöse Offenbarungslehren Konjuktur. Dietmar Kesten untersuchte damals die in der BRD gängigen Narrative in einer achtteiligen Artikelserie im Hinblick auf ihren historischen und ideologischen Kontext. In seiner Vorbemerkung schrieb er im  Februar 1999:

"Der Übergang zum 21. Jahrhundert scheint die Geister zu beflügeln. Die, die sich mit Prognosen und kühnen Einschätzungen beschäftigen, die, die Trends vorherzusagen wagen, und die, die sich der apokalyptischen Schau zuwenden. Der Übergang zum 21. Jahrhundert scheint die Geisterzu beflügeln. Die, die sich mit Prognosen und kühnen Einschätzungen beschäftigen, die, die Trends vorherzusagen wagen, und die, die sich der apokalyptischen Schau zuwenden. Je näher die Schwelle rückt, treten sie auf, die Weissager, die Propheten, die Seher, Sekten, Grübler und Enthusiasten. Sie kommen aus ihren Löchern gekrochen, malen Schreckensvision an die Wand, verkünden das Ende der Welt, verbreiten Angst und Schrecken, küren sich zu neuen Hoffnungsträgern. Endzeitliche Stimmungen sind nicht neu. Sie gab es immer in der Geschichte. Doch anders als z. B. im 14. oder 15. Jahrhundert,  als die großen Seher auf den Plan traten, gibt es heute die voll entwickelte Warenproduktion der kapitalistischen Moderne. Sie zwingt dazu, künftige Entwicklungen nicht "vorherzusehen", sondern sie nach Möglichkeit rational und analytisch zu begründen. In loser Folge möchte ich mich bis zum Jahresende mit einigen dieser Theorien beschäftigen, mit den Zukunftsvisionen, den Apokalypsen, den Utopien, dem Kuriosen, kurz: Den Annormalitäten, den womöglichen kommenden Normalitäten, den ideologischen Warnbildern. Der erste Beitrag beschäftigt sich mit der irrationalistischen Krisenphilosopie im 19. Jahrhundert."

2000.jpg (2457 Byte)

Zuvor waren bereits schwurbel-kritische Artikel erschienen.

Tausche einen Karl Marx gegen einen Silvio Gesell?
von Volkmar Woelk
Oder: Ist der Zins an allem Schuld? Über eine "Freiwirtschaftslehre", Tauschringe und ihre Verbindungen zur extremen Rechten und zu Neuheiden - Eine (fast) unendliche Geschichte.

Und noch ein seltsamer Tauschring
Ein Artikel aus den Antifaschistischen Nachrichten
Wer es auf sich nimmt, die Kleinanzeigen der Zweimonatszeitschrift "Connection" - Eigenwerbung: "Das Magazin fürs Wesentliche" - durchzulesen, der wird in der aktuellen Ausgabe in der Rubrik "Kontakte" auf folgenden Hinweis stoßen: "Hexenstammtisch monatlich freitags.

Rechter Wahn
von Oliver Schröm
Braune Esoterik auf dem Vormarsch: Viele Bücher aus der New-Age-Szene zeichnen ein rassistisches Weltbild.

Die gesellige Läuterung des Kapitalismus - 20 Thesen zur Freiwirtschaft
von isis-Projektgruppe
Dem Kapitalismus wollen die Freiwirte den Garaus machen, indem sie die Herrschaft des Geldkapitals, das Diktat des Zinses brechen wollen. Sowas in der Art hatten sich auch die Nazis schon mal auf die Fahnen geschrieben ("Brechung der Zinsknechtschaft").

BIs 2015 folgten ergänzende und vertiefende Beiträge von verschiedenen Autor*innen:

Esoterik und die Linke
von Maria Wölflingseder

Seit Mitte der 80er Jahre haben sich - aus den USA kommend - esoterische, das heißt vor allem spirituelle und biologistische Strömungen im deutschsprachigen Raum stark ausgebreitet; seit den 90er Jahren nehmen sie auch im ehemaligen Ostblock stark zu.

Krieg ist mitfühlendes Töten
von Ludger Lütkehaus

Vom metaphysischen Interesse bis zur nationalistischen Ideologie ist es manchmal nur ein Schritt. Der Sprachwissenschaftler Brian Victoria untersucht die unheimliche Allianz des Zen-Buddhismus mit Großmachtfantasien, Militarismus und Krieg.

Übrig bleibt ein Volk von Karma-, Schicksals- und Vorsehungsgläubigen
Mechthild Blum sprach mit Esoterik-Kenner Colin Goldner
Astrologie, Hellsehen oder Tarotkartenlegen erleben einen seit Jahren anhaltenden Boom, selbst ursprünglich nur Insidern bekannte Begriffe wie I-Ging, Kabbala oder Runenmagie sind geläufig.

Waldorfschulen "rassistisch geprägt?"
von Mariette Schäfer
"1942 war die Wannsee-Konferenz. Bei dieser Konferenz wurde die endgültige Vernichtung der Juden durch Arbeit bei unzureichender Ernährung beschlossen. Der Restbestand der Juden wurde durch Gas vernichtet." Diese Sätze stammen aus einem 9. Klasse Geschichtsheft einer bayerischen Waldorfschule.

Verschwörungsthesen, Zahlenmystik und Außerirdische
von Margret Chatwin

Bei Anhängern von Verschwörungstheorien, insbesondere bei jenen, die sich der politischen Esoterik verschrieben haben, läßt sich immer wieder auch ein ausgeprägter Hang zur Zahlenmystik feststellen, welche oftmals auch unter der Rubrik "Numerologie" zu finden ist.

Das Scheitelchakra  des aufgestiegenen Meisters
von Roland Lory
Esoterische Heilsbotschaften mit Rechtsdrall - ein kurzer Blick auf die süddeutsche Szene.

Theosophie und Anthroposophie
von Gerhard Kern
Wer Steiners Werke und die Person unvoreingenommen studiert, wird auf ein Phänomen stoßen, welches erklärt, warum die Anthroposophie einerseits zum Steinbruch für den Liberalismus taugt und ihm erhebliche Impulse gibt, aber andererseits auch eine unerschöpliche Fundgrube für den Faschismus und die ihn vorbereitenden Ideologien war und heute wieder ist

Der Budenzauber der Astrologie
von Dietmar Kesten
Die eigentliche Bedeutung der Astrologie heute liegt nicht unbedingt  in dieser irrationalen Ideologie selbst, sondern darin, dass sich in immer höherem Ausmasse auch als intelligent angesehene Menschen dieser reinen Irrationalität verschreiben.

Die Neue Rechte – antikapitalistisch und antiimperialistisch?
von Jörg Finkenberger
Und  wenn es wahr ist, dass die Zusammenhänge der ökonomischen Prozesse durch Illusionen verdunkelt wird, die der Prozess selbst produziert, dann müssen wir unsere Kenntnis davon wieder vertiefen.

Die Frauenbewegung und die Esoterik
von Andrea Schwendemann
Der Glaube an ein wesenhaftes Mann- und Frausein ist einer der Dreh- und Angelpunkte aller esoterischen Praxen. Auch Teile der Frauenbewegung hängen dieser geschlechterdualistischen Sichtweise an - und ziehen sich ins Private und damit vom Kampf gegen patriarchale Verhältnisse zurück.

Betrachtung über den Wert und die Verwertung eines ideellen Rauschmittels
von Vadim Riga
Tatsächlich ist es so, dass das Individuum in diesem Zustand selbst die Reglementierungen der Religionsausübung als eine Befreiung von Entscheidungsdruck empfinden kann, ohne wirklich jemals für sich zu entscheiden.

Freiwirte verpisst euch – niemand vermisst euch!
Artikel von Indymedia
Die sozialdarwinistische, rassistische, frauenfeindliche, antisemitische und antikommunistische Lehre des Silvio Gesell.

Ahnungslose Schwärmerei
von Colin Goldner
Die Begeisterung für den Dalai Lama und den tibetischen Buddhismus. Wesentlicher Grund hierfür ist die Dauerpräsenz "Seiner Heiligkeit" in den Boulevard- und Yellow Press-Medien, über die das Interesse an "östlicher Spiritualität" bedient und ständig erweitert wird.

Der Dalai Lama ist alles andere als ein "Mann des Friedens"
Colin Goldner im Interview mit Peter Nowak
Der Wissenschaftsjournalist Colin Goldner und Autor des Buches „Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs“, das in den nächsten Tagen in aktualisierte Neuauflage im Alibri-Verlag erscheint, musste sich wegen seiner prononcierten Kritik am Dalai Lama und der von ihm vertretenen Politik schon häufig scharfe Angriffe gefallen lassen.

Der Dalai Lama und die Nazis
von Indiana Jones & das Geheimnis des A im Kreis

Als „Witzbold“, „alter Märchenerzähler“ und „Onkel Dalai“ bezeichneten die Bochumer WAZ-Reporter den Dalai Lama bei seinem Besuch in Bochum. Das war letzte Woche, als auf diese Stadt der “weltweite Blick“ fiel.  In diesem Artikel fällt ein anderer Blick auf "Seine Heiligkeit"  

Reif für den Zeitgeist
von Peter Nowak
Die „Occupy“-Bewegung entspricht voll und ganz dem „postideologischen“ Common Sense der Jugend. Kein Wunder also, das sich die krudesten Sekten und Milieus dort wiederfinden.

Über den Irrationalismus als internationale Erscheinung
von Georg Lukács
Herabsetzung von Verstand und Vernunft, kritiklose Verherrlichung der Intuition, aristokratische Erkenntnistheorie, Ablehnung des gesellschaftlichgeschichtlichen Fortschritts, Schaffen von Mythen usw. sind Motive, die wir bei so gut wie jedem Irrationalisten wiederfinden

Präfaschistische und faschistische Lebensphilosophie
von Georg Lukács
So lösen sich alle Antinomien des nihilistischen Relativismus der Lebensphilosophie im nationalsozialistischen Mythos auf. Man muß Hitlers Befehlen gehorchen, damit ist jede Frage gelöst; der Gegensatz des bloß theoretischen (fiktiven, unlebendigen, bürgerlichen) und des lebendigen, kierkegaardisch interessierten, handelnden Menschen erhält im Befolgen dieser Befehle seine Aufhebung.

Die Verkleinbürgerung der Postmoderne und die Wiederkehr der Geldutopie
von Robert Kurz
Da die Gesellianer schon das Grundproblem der modernen gesellschaftlichen Warenproduktion verfehlen, kann ihr famoses Patentrezept auch die heutige ökologische Krise weder erklären noch bewältigen.

Schwundgeld, Menschenzucht und Antisemitismus
von Peter Bierl
Beide, Gesellianer und Globalisierungskritiker, wollen den Kapitalismus verbessern, indem sie
den Zins, den Wucher, die Spekulation kritisieren. Diese Sichtweise ist für antisemitische
Interpretationen offen. Solche Ansätze sind keine verkürzte Kapitalismuskritik, sondern gar keine.